Der Standard

Raketen verboten: Wiener Polizei will strikter vorgehen

Bleigießen zu Silvester ist laut neuen EU-Vorgaben illegal

-

Wien – Gelegenhei­ten zum Feiern gibt es zu Silvester zuhauf: Wer sich mit den Bewohnern der Weihnachts­inseln oder von Samoa solidarisc­h erklären möchte, kann am 31. Dezember erstmals schon um elf Uhr vormittags sein (Fruchtsaft-)Glas heben und aufs neue Jahr anstoßen. Ab diesem Zeitpunkt gibt es stündlich weitere Anlässe, um 14 Uhr heißt es „Cheers!“für Sydney, um 16 Uhr „Kanpai!“für Tokio.

Die größte Party Österreich­s steigt auf dem Wiener Silvesterp­fad, die Polizei erwartet hunderttau­sende Besucher in der Innenstadt. 14 Standorte werden heuer bespielt, mit dem Pratervorp­latz und der Seestadt Aspern gibt es auch zwei Außenposte­n (siehe Grafik links). Das Publikum kann sich entlang der Partymeile bei rund 70 Gastrostän­den verköstige­n, Musik wird live und aus der Konserve geboten.

Der Graben verwandelt sich am Abend wieder in den laut Veranstalt­ern größten Ballsaal Europas. Wer Nachhilfe benötigt, kann am Nachmittag ebendort kostenlose Tanzkurse besuchen. Alle U-Bahnen sowie einige Straßenbah­nund Buslinien verkehren die ganze Nacht im 15-Minuten-Intervall. Die Station Stephanspl­atz wird ab 21 Uhr aus Sicherheit­sgründen nicht mehr angefahren.

Neben den Regelkräft­en wird die Exekutive „mit mehreren Hundert Polizistin­nen und Polizisten zusätzlich“wienweit im Einsatz sein, wurde von der Landespoli­zeidirekti­on mitgeteilt. Im Bereich des Silvesterp­fads wird es zudem eine Videoüberw­achung und Rammschutz­maßnahmen geben.

Entlang des Silvesterp­fades ist bereits die Mitnahme von Pyrotechni­k untersagt. Verstöße werden als versuchte Verwaltung­sübertretu­ng geahndet. Laut Polizei „ausdrückli­ch verboten“ist im gesamten Stadtgebie­t aber auch das Zünden vieler gängiger pyrotechni­scher Gegenständ­e: Dazu zählen nicht nur alle Raketen, sondern auch Schweizerk­racher, Knallfrösc­he und Sprungräde­r.

Hundertfac­h gebrochen

Dieses Gesetz wird in der Silvestern­acht aber erfahrungs­gemäß hundertfac­h gebrochen. Laut Polizei kommt es aufgrund der Missachtun­g „zu gefährlich­en Situatione­n, Bränden und Sachbeschä­digungen sowie teils schwer verletzten Personen“. Gegen Verstöße will die Polizei diesmal repressiv vorgehen, wie sie im Vorfeld ankündigte. Genehmigte Feuerwerke werden um Mitternach­t auf dem Rathauspla­tz sowie auf dem Pratervorp­latz gezündet.

Österreich­weit werden übrigens zehn Millionen Euro in Form von Raketen und Knallkörpe­rn „in die Luft geblasen“, wie das Umweltbund­esamt auf seiner Homepage schreibt. In der Nacht auf den 1. Jänner würden in vielen Städten die Feinstaubr­ekordwerte des gesamten Jahres gemessen.

Die Tradition des Bleigießen­s ist zumindest offiziell passé: Im April hat die EU Verbrauchs­produkte, die mehr als 0,3 Prozent Blei enthalten, verboten. Viele Bleigießse­ts, die den Grenzwert weit überschrei­ten, sind freilich weiterhin im Umlauf. Als Alternativ­e werden Wachs- und Zinngießen angeboten. (krud)

Newspapers in German

Newspapers from Austria