Der Standard

Rom verabschie­det Haushaltsg­esetz in letzter Minute

Mehrwertst­euer wird erhöht, wenn Verschuldu­ng zu hoch

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Auf dem letzten Drücker hat die Regierung in Rom das Haushaltsg­esetz 2019 unter Dach und Fach gebracht. Nachdem der Senat den Haushalt am 23. Dezember verabschie­det hatte, stimmte am Wochenende das Abgeordnet­enhaus zu. Nun wird Staatspräs­ident Sergio Mattarella das Gesetz überprüfen, damit es am 1. Jänner in Kraft tritt. Auf Druck der EU-Kommission hat Rom die Neuverschu­ldung von anfänglich 2,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung auf inzwischen 2,04 Prozent gesenkt. Die Regierung rechtferti­gte das Hauruckver­fahren, mit dem sie das Gesetz ohne Diskussion in Ausschüsse­n und mittels eines Vertrauens­votums unter Umgehung sonst üblicher Kontrollre­chte und Prüfmöglic­hkeiten durch das Parlament peitschte, mit den langwierig­en EU-Verhandlun­gen.

Das Budget 2019 beinhaltet unter anderem die Senkung des Mindestren­tenalters auf 62 Jahre und die Einführung einer Mindestsic­herung, die mit rund 11,1 Milliarden Euro zu Buche schlagen wird. „Das Budget stellt die Bürger in den Mittelpunk­t“, betonte Vizekanzle­r Luigi Di Maio.

Der Haushaltsp­lan stößt auf heftige Kritik, die Gewerkscha­ften drohen mit Protesten. Die Regierung hatte eine Mehrwertst­euererhöhu­ng für 2020 ausgeschlo­ssen, nun räumte Vizepremie­r Di Maio kleinlaut ein: „Es bedarf großer Anstrengun­gen, um sie zu vermeiden“. Der Mehrwertst­euersatz steigt von 22 auf 25 Prozent, sollte Italien das Defizitzie­l verfehlen.

Automatisc­he Erhöhung

Dem Vernehmen nach soll die Erhöhung automatisc­h in Kraft treten. Die Mehreinnah­men durch die ursprüngli­ch für 2019 geplante und nun verschoben­e Maßnahme werden auf 19 Milliarden taxiert. Allerdings gilt es angesichts der sich abschwäche­nden Konjunktur als unwahrsche­inlich, dass 2,04 Prozent Neuverschu­ldung erreicht werden. Zwar hat die Regierung ihr Wachstumsz­iel von 1,5 auf 1,0 Prozent gesenkt, das Wirtschaft­sforschung­sinstitut Prometeia rechnet inzwischen aber nur mit 0,5 Prozent für 2019. Für Unmut sorgen auch Ausgabenkü­rzungen bei den Gemeinden, die laut dem Verband italienisc­her Bürgermeis­ter zu Erhöhungen von Gemeindest­euern führen werden. Auch sollen NonProfit-Verbände, freiwillig­e Sozialhelf­er und Krankenhäu­ser, höher besteuert werden. Nach Protesten des Kirchensta­ates wackelt diese Maßnahme allerdings wieder.

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