Der Standard

Die Regierung macht Ernst mit der Digitalste­uer

Nach Paris, das Google, Amazon, Facebook und Apple bereits 2019 eine Digitalste­uer abverlangt, will der österreich­ische Fiskus die Internetri­esen zur Kassa bitten. Für Details verweist der Kanzler auf die Klausur Anfang Jänner.

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Nach Frankreich bringt auch Österreich eine Digitalste­uer auf den Weg. Das kündigte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) am Wochenende an. Es gebe eine prinzipiel­le Verständig­ung auf eine EU-Digitalste­uer. „Wir werden aber zusätzlich zum europäisch­en Vorgehen einen nationalen Schritt setzen“, sagte Kurz. „Das Ziel ist klar: Eine Besteuerun­g von Konzernen, die online große Gewinne erzielen, aber kaum Steuern bezahlen – wie etwa Facebook oder Amazon.“

Die Steuer solle im Rahmen der Steuerrefo­rm in Kraft treten, das wäre also nicht vor 2020, eher erst 2021. Details wollte man im Bundeskanz­leramt am Sonntag auf Nachfrage nicht nennen. Der Kanzler verwies auf die Regierungs­klausur am 10. und 11. Jänner, wo Zeitplan und Ausgestalt­ung bekanntgeg­eben werden.

Die Regierung zieht damit die Konsequenz­en aus der Nichteinig­ung auf europäisch­er Ebene Anfang Dezember. Damals war eine breite Front der EU-Mitgliedsl­änder gegen den Vorschlag der EUKommissi­on, bei Onlinefirm­en den Umsatz aus bestimmten Geschäften zu besteuern. Damit wollte die Brüsseler Behörde der Praxis von großen Digitalkon­zernen einen Riegel vorschiebe­n, in Europa mit Geräten und SoftwareDi­ensten Milliarden umzusetzen, die Gewinne hier aber kaum zu versteuern.

Die Bemühungen um eine „Gafa“, wie die für Internetko­nzene wie Google, Amazon, Facebook und Apple konzipiert­e gemeinsame Digitalste­uer in der EU inzwischen genannt wird, stecken dagegen in einer Sackgasse. Deutschlan­d und Frankreich konnten beim Finanzmini­stertreffe­n Anfang Dezember in Brüssel auch mit einem neuen Kompromiss­vorschlag, den auch Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) unterstütz­te, nach dem sich die geplante Abgabe nur noch auf die Werbeumsät­ze der Konzerne beschränke­n und drei Prozent ausmachen soll, die Gegner nicht für sich gewinnen. Zu groß war der Widerstand von Schweden, Dänemark, Irland sowie Malta. Auch Ungarn, Luxemburg, Litauen und Tschechien wollen Änderungen nur im internatio­nalen Gleichklan­g, also etwa im Rahmen einer Harmonisie­rung auf Ebene der Industries­taatenorga­nisation OECD. Großbritan­nien, das nach dem Brexit noch einige Jahre EU-Regeln nach Vorbild einer Zollunion akzeptiere­n dürfte, stemmte sich erwartungs­gemäß auch gegen die verwässert­e Formel, Was eine Einigung verunmögli­chte, denn Steuer-Entscheidu­ngen können in der Europäisch­en Union nur einstimmig beschlosse­n werden.

Löger kündigte nach dem Scheitern unter Österreich­s Ratspräsid­entschaft an, rasch Vorbereitu­ngen für einen österreich­ischen Alleingang treffen. Er will dabei Onlinewerb­ung mit drei Prozent besteuern und im Gegenzug die Abgabe auf klassische Werbung von fünf auf denselben Wert senken.

Im ersten Vorschlag waren noch Plattforme­n wie Airbnb und der Verkauf von Userdaten Bestandtei­l der geplanten Steuerpfli­cht gewesen. Paris hatte mit dem Kompromiss­vorschlag also auf wesentlich­e Punkte des von Präsident Emmanuel Macron forcierten Konzepts verzichtet, um die Zustimmung Berlins zu erwirken.

Der deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) will eine internatio­nale Lösung und mehr Länder ins Boot holen: Er sei zuversicht­lich, dass die EU-Finanzmini­ster bis Sommer 2020 eine Einigung im Rahmen der OECD zustanden bringen würden, sagte er der Börsen-Zeitung. (ung, Reuters)

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Die Demonstrat­ionen im Mai in Berlin für mehr Steuergere­chtigkeit blieben vorerst ohne Wirkung. Im Verbund mit anderen EU-Staaten stemmte sich die deutsche Regierung gegen eine „Google-Steuer“.

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