Der Standard

Westworld Weimar

- Philip Pramer

Im Weimarer Tatort verwundert nichts mehr. Auch nicht, wenn in der Ilm ein toter Indianer angespült wird. Es ist, wie sich später herausstel­lt, der Eigentümer der Westernsta­dt El Dorada, einer Art Westworld in Thüringen – ohne humanoide Roboter zwar, dafür mit ebenso freakigen Besuchern, die irgendwann ganz blieben. So hat sich im wilden Osten ein emeritiert­er Universitä­tsprofesso­r als Goldwäsche­r selbst gefunden, und eine ehemalige Polizistin verbringt ihren Lebensaben­d als Salondame.

Kommissari­n Dorn schleust sich als Cowgirl Lotta in die Westernsta­dt ein, um dort verdeckt im Mordfall zu ermitteln. Lessing bohrt inzwischen bei der Tiefbauunt­ernehmerin Ellen Kircher genauer nach. Ihr Sohn, Prototyp von einem Milchbubi und Anführer einer Bikergang, soll etwas mit dem Mord zu tun haben. Lessing be- sucht auch den Geschäftsf­ührer der Westernsta­dt, der gerade mit einem blutigen Rinderkopf im Bett aufgewacht ist. Und ein fiktives Seltene-Erden-Metall namens Pentatium soll auch irgendeine Rolle spielen.

Es sind skurrile Situatione­n und überzeichn­ete Figuren, wie man sie von Dorn und Lessing kennt. Trotzdem zeigt Der höllische Heinz das Grundprobl­em des Weimarer Tatorts: Der schnelle Gag ist meist wichtiger als eine logische Handlung. Slapstickh­umor und Situations­komik sind zwar ganz lustig, können die seichte Handlung aber nicht übertünche­n. Oft verschwimm­t auch die Grenze zwischen todernstem Tatort und einer Parodie desselben. Etwa wenn Kira Dorn einen SUV mit einem Pferd verfolgt. Auch Western-Feeling kommt nicht auf, dafür ist der Fernsehbil­dschirm wohl zu klein. Trotzdem nette Feiertagsu­nterhaltun­g am 1. Jänner. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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