LESERSTIMMEN
Motivieren und informieren
Betrifft: „Beim Klimaschutz sind jetzt die Ingenieure dran“von Jeffrey Sachs
29. 12. 2019 Jeffrey D. Sachs ist ein großartiger und bedeutender Wissenschafter in der Klimapolitik, doch wird es nicht reichen, dass wir das Thema Klimaschutz weitgehend den Ingenieuren überlassen. Wir Wissenschafter wissen ziemlich genau, was zu tun ist, um die Treibhausgasemissionen zur Erreichung der Klimaziele entsprechend abzusenken.
Im Moment fehlt es an der Umsetzung dieser bereits definierten Maßnahmen, die nicht einfach von oben herab verordnet werden können. Hier bedarf es eines integrierten und interdisziplinären Ansatzes, bei dem auch verstärkt die Politik und vor allem die Sozialwissenschaften gebraucht werden. Noch immer ist umfassenden Bevölkerungsgruppen – aus welchen Gründen auch immer – nicht bewusst, dass auch sie mit ihrem Handeln und ihrem Lebensstil einen großen Einfluss ausüben, ob und wann die Klimaziele erreicht werden können. Eine erfolgreiche Klima- und Energiepolitik kann nur über eine entsprechende Beteiligung der Bevölkerung stattfinden.
Hier sind nun vor allem die Sozialwissenschaften gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Dafür ist eine Unterstützung im Rahmen entsprechender Forschungsprojekte nötig. Einerseits ist mehr Bildungsarbeit und Wissensvermittlung beginnend in den Schulen bis hinauf zu höheren Bildungseinrichtungen nötig. Andererseits müssen verstärkt partizipative Ansätze für die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen entwickelt bzw. weiterentwickelt werden, sodass sich der Bevölkerung Möglichkeiten einer Beteiligung erschließen. Die EU hat mit dem Konzept der „Local Energy Communities“einen gangbaren Rahmen für die verstärkte Erzeugung erneuerbarer Energie auf lokaler Ebene und deren Vor-Ort-Nutzung geschaffen. Nun gilt es auf nationaler Ebene die entsprechenden Rahmenbedingungen gesetzlich herzustellen, erste Schritte wurden gesetzt, und weiterführende Überlegungen dazu liegen bereits vor. Auf Forschungsebene gilt es neben den technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen in einem interdisziplinären Ansatz auch stärker der Frage nachzugehen, wie die Bevölkerung vermehrt informiert und motiviert und durch partizipative Ansätze intensiver eingebunden werden kann. Susanne Woess-Gallasch
8044 Graz
Kein Fiasko
Betrifft: „Mein Jahr an der Börse war ein Fiasko“
29. 12. 2019 Schade. Sie machen die richtige Beobachtung und ziehen dann die falsche Schlussfolgerung. Ihr Investment von 5000 Euro Mitte 2017 ist jetzt, am Jahresende 2018, theoretisch 113 Euro weniger wert. Wahrscheinlich mit Spesen und Depotkosten sogar etwas mehr. Na und? Wie Sie richtig schreiben, hat man Ihnen empfohlen, nur Geld anzulegen, welches Sie ca. zehn Jahre lang nicht brauchen und dessen möglicher Totalverlust hoffentlich nicht Ihre Lebensumstände bedroht. Sie haben auch nicht einen Einzeltitel gekauft, sondern in den wohl breitestmöglich gestreuten Aktienkorb, den MSCI World, investiert. Sie haben alles richtig gemacht. Es gibt keinen echten Verlust oder Gewinn, solange Sie nicht verkaufen. Leider wird meiner Einschätzung nach genau die gleiche falsche Schlussfolgerung wie in Ihrem Artikel von der Mehrheit der Österreicher getroffen, weshalb es ja auch kaum Aktionäre gibt. Meine Empfehlung: die Anteile liegenlassen und Tee trinken oder, falls alle Medien schreien, dass man seine Aktien verkaufen soll, wirklich zum Aktionär werden und – schrittweise nachkaufen! Thomas Ristl
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