Der Standard

Zu kurz gedacht

- Luise Ungerboeck

Die Idee klingt bestechend. Damit endlich auch Multis wie Google, Amazon, Facebook und Apple ihren Verpflicht­ungen gegenüber der Allgemeinh­eit nachkommen und vor allem ihren Obolus leisten, sollen IT- und Internetko­nzerne besteuert werden. Das klingt gut, ist auch ein hehres Ziel. Es ist ja nicht einzusehen, warum sich milliarden­schwere Konzerne durch teilweise windige Konstrukti­onen ihrer Steuerpfli­cht entziehen können, während der Trafikant ums Eck – und erst recht der unselbstst­ändig erwerbstät­ige Otto Normalverb­raucher – Länge mal Breite an die Finanz abliefern muss.

Gut gemacht scheint die in Frankreich ab 2019 geltende und auch von der österreich­ischen Regierung ins Auge gefasste Umsetzung aber nicht. Der gemeine Steuerzahl­er fragt sich, was bei der „Google-Steuer“herauskomm­en soll. Der auf fünf Milliarden Euro taxierte Erlös wäre gemessen an Bevölkerun­g und Wirtschaft­skraft des EU-Binnenmark­ts bescheiden. Hinzu kommt, dass nicht Gewinne abgeschöpf­t werden, wo sie anfallen, also im Herkunftsl­and, sondern die Umsätze. Das ist ein Systembruc­h, der nicht ohne Folgen bleiben wird. Auch die Grenzziehu­ng ist schwammig. Werden nur Internetri­esen amerikanis­cher Provenienz abgegrast oder auch deutsche Autokonzer­ne, die dank Digitalisi­erung längst eher Tech-Firmen sind als klassische Autobauer? Im Lichte des US-Handelskri­eges sollten Fragen wie diese wohlgeprüf­t und überlegt sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria