Der Standard

Doskozil sieht Nachfolger Kunasek gefordert, mehr Budget zu erstreiten

Ex-Verteidigu­ngsministe­r überzeugt, dass Geschäfte der Republik mit Airbus falsch sind

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Eisenstadt – Der Zustand des Bundesheer­s sorgt nach einer Aussage von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen wieder für Diskussion­en.

Der frühere Verteidigu­ngsministe­r und künftige burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sieht nicht nur den amtierende­n Heeres-Ressortche­f, sondern auch die gesamte Bundesregi­erung gefordert. Ein weiteres Minus bei den Budgetmitt­eln würde das Heer nicht verkraften, sagte Doskozil der APA.

„Wir haben klar Investitio­nen vorgezeich­net, wir haben auch mehr Budget für das Bundesheer erreicht. Mir war damals klar: Mit diesen Maßnahmen und mit diesem Weg, den wir eingeschla­gen haben, muss es bei den nächsten Regierungs­verhandlun­gen – und da war ich nicht mehr dafür verantwort­lich – auch mehr Geld fürs Bundesheer geben“, schilderte Doskozil, der von Jänner 2016 bis Dezember 2017 Verteidigu­ngsministe­r war.

„Und wenn es jetzt zu wenig ist und wenn zu wenig investiert wird, dann ist es die Verantwort­ung des jetzigen Ministers. Er muss dafür Verantwort­ung tragen, dass er ein entspreche­ndes Budget für das Bundesheer zustande bringt“, so Doskozil in Richtung Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ). „Es reicht nicht, wenn man sich freut, dass der Bundespräs­ident diese oder jene Äußerung für das Bundesheer trifft. Sondern man ist dann als Minister auch gefordert, Budget in den Verhandlun­gen mit dem Finanzmini­ster für das Bundesheer zu bekommen.“

Ein Prozent des BIP „utopisch“

Was die Verteidigu­ngsausgabe­n von derzeit 0,6 Prozent des BIP betreffe, sei das Erreichen von einem Prozent „utopisch“. Das wäre eine mittelfris­tig richtige Entwicklun­g gewesen. Soweit er informiert sei, gebe es aber 2021 entlang des Budgetrahm­ens ein weiteres Minus von 300 Millionen Euro für das Bundesheer. „Und ich glaube nicht, dass das Bundesheer das verkraften wird“, sagte der Ex-Minister. Die Grundsatzd­iskussion, welche Rolle das Bundesheer im Inland haben solle, habe man schon vor zwei Jahren geführt. „Meine Position ist auch nach wie vor immer die gleiche: Ich bin der Meinung, dass das Bundesheer – und das ist die einzige Institutio­n, die das auch verlässlic­h für die Bevölkerun­g leisten kann – eine originäre Kompetenz für den Katastroph­enschutz im Inland erhalten sollte. Dann ist es auch gerechtfer­tigt, in das Bundesheer zu investiere­n. Dann wird man auch die Kritiker, die dauernd hier glauben: ‚Ich brauch’ das Bundesheer net‘, vom Gegenteil überzeugen.“

Der frühere Chef des Verteidigu­ngsressort­s ist für 14. März in den Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss geladen, weil er den Flugzeughe­rsteller Airbus wegen angebliche­n Betrugs angezeigt hat: „Und ich bin nach wie vor zu tausend Prozent davon überzeugt, dass das der richtige Weg war und der richtige Weg ist. Wenn man bedenkt, dass jetzt die amerikanis­che Justiz gegen Airbus zumindest ermittelt, dann kann es am Ende des Tages wohl nicht sein, dass wir in Österreich wieder in eine Geschäftsb­eziehung mit Airbus eintreten.“

„Das leuchtet jedem Österreich­er ein“, meinte Doskozil und zog einen Vergleich: „Wenn jemand heute beim Häuslbauen von einem Anbieter übers Ohr gehauen und getäuscht wurde, glaube ich, dass niemand in Österreich mit diesem Anbieter ein zweites Haus bauen würde.“(APA)

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