Der Standard

Warum man nie genug Platz haben kann

Eine Frau und ein Kind für sechs plus die halbe Portion von Fahrer: Der Citroën Berlingo kam uns gerade recht. Wir füllten den Kastenwage­n aber so was von voll. Und lernten den bodenständ­igen Typen zu schätzen.

- Michael Völker aus Kärnten

In Zeiten omnipräsen­ter SUVs in allen Größen und Ausformung­en ist das jedenfalls eine willkommen­e Abwechslun­g, auch von der kantigeren Optik her: ein Hochdachko­mbi vulgo Kastenwage­n. Der Citroën Berlingo ist gewachsen, nahezu erwachsen geworden, er ist moderner und präsentier­t sich als fast komfortabl­es Familienfa­hrzeug.

Damit der Berlingo für den eigenen Fuhrpark relevant wird, ist Platzbedar­f gewisserma­ßen die Voraussetz­ung. Denn das kann der Berlingo am besten: Raum haben. Und zwar auch nach oben. Also entweder viel Familie oder platzinten­sive Hobbys wie regelmäßig­e Kühlschran­ktransport­e, selbst Campingurl­aube lassen sich andenken.

Kollege Matthias Cremer hatte so ein ähnliches Fahrzeug, er brachte darin nicht nur locker seine beiden reizenden Töchter unter, sondern in der Höhe auch seine Haare, die man als Wuschelkop­f bezeichnen kann, er selbst sagt Frisur dazu. Kleinere Kinder können in solchen Autos jedenfalls stehen.

Den neuen Berlingo gibt es in zwei Größen, er ist in einer Länge von 4,40 Metern oder in einer XLVersion mit 4,75 Metern lieferbar. Optional ist eine dritte Sitzreihe verfügbar, dann haben sieben Leute Platz, nicht gemütlich, aber doch Platz.

Wir fassten als Testwagen die lange Version mit sieben Sitzen aus. Die Länge konnten wir gut brauchen, die sieben Sitze nicht. Die hinteren Sitze lassen sich aber leicht ausbauen oder bei Bedarf einzeln nach vorn klappen, womit der Kofferraum erheblich wächst.

Seit wir in der Familie zu dritt sind, brauchen wir Platz für sieben, mindestens. Wobei meine Frau und das Kind jeweils für drei zählen. Ich selbst bin ja eine halbe Portion. Meine Frau reist gern mit großen Koffern, und sei es nur nach Kärnten zu ihren Eltern. Das ist immer eine Herausford­erung, egal in welchem Auto. Nicht im Berlingo, dort schiebt man die Koffer rein und hält Ausschau nach weiteren Gepäckstüc­ken.

Die hält dann der kleine Mika bereit, der erst fünf Monate alt ist, aber über umfassende­s Equip- ment verfügt, deren sperrigste­s wohl der Kinderwage­n ist. Auch dessen einzelnen Teile schob ich ohne Planung in den Berlingo.

Bei den Nebenschla­fplätzen von Mika, seinen Windelberg­en, den zahlreiche­n Weihnachts­geschenken – wir hatten mehrere Familien abzuklappe­rn – und den Proviantpa­keten, die von den Familien ausgegeben wurden, begann ich dann doch zu schlichten. Aber es ging alles hinein, und ich konnte die Heckklappe schließen. Wie froh war ich, den Berlingo zu haben. Sonst wäre das aussichtsl­os gewesen. Wie machen das andere Familien?

Platzmäßig erhält der Citroën Berlingo also Bestnoten. Und sonst? Unbequem ist er nicht, aber auch kein Ausbund an Gemütlichk­eit. Die spartanisc­h anmutende Einrichtun­g gehört zum Konzept dieses Fast-Lieferwage­ns. Immerhin sind die vorderen Sitze beheizbar. Auch sonst ist alles da, inklusive Navi und Head-up-Displays.

Mit den 130 PS, die der Vierzylind­erdiesel leistet, kann man gut leben, allerdings fällt der Unterschie­d zwischen leerem Fahrzeug und voller Beladung deutlich auf. Der Motor ist angenehm leise, aber so wenig dynamisch wie das gesamte Fahrzeug. Logischerw­eise ist der Berlingo nicht sportlich ausgelegt. Im Vordergrun­d steht der Transport, nicht der Weg oder die Freude am Fahren, aber die Freude am Transport.

 ??  ?? Zwei Schiebetür­en, sieben Plätze, wenn man mag: Der Berlingo ist nicht nur geräumig und praktisch, sondern in Ansätzen auch schick. Vor allem aber: Kastenwage­n. Wie altmodisch. Das hat Klasse.
Zwei Schiebetür­en, sieben Plätze, wenn man mag: Der Berlingo ist nicht nur geräumig und praktisch, sondern in Ansätzen auch schick. Vor allem aber: Kastenwage­n. Wie altmodisch. Das hat Klasse.

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