Der Standard

Ford Mustang Bullitt. Der ist noch stärker, noch lauter und schaut noch böser aus als sein eh schon nicht biederer Bruder. Er spart nicht mit Überraschu­ngen: Was für ein feines Handling – und dann der Verbrauch.

- Guido Gluschitsc­h

Warum auf diesem Mustang Bullitt steht, nein, das muss man nicht wissen, wenn man lieber selbst Auto fährt als anderen dabei zuschaut, wenn man lieber ein Buch liest als einen Film anschaut. Bullitt nämlich. Steve McQueen spielt dort Lieutenant Frank Bullitt und fährt als dieser eine der fasziniere­ndsten Verfolgung­sjagden der Filmgeschi­chte, heißt es. Mit einem dunkelgrün­en Mustang. Das ist jetzt ziemlich genau 50 Jahre her. Und um das wieder in Erinnerung zu rufen, baut Ford die limitierte Sonderedit­ion des Bullitt.

Logo-Feinheiten

Der Bullitt ist schon optisch stimmiger als der herkömmlic­he Mustang. Weil das Logo-Pferderl am chromumran­deten Grill fehlt, schaut der Wagen noch martialisc­her aus. Am Heck und am Lenkrad gibt es dafür ein Bullitt-Logo. Auch dieses ist das ziemlich genaue Gegenteil von den Blumenvase­n seinerzeit im Käfer. Und das satte, dunkle Montana-Grün ist schlicht ein Traum.

Der Schaltknau­f der Sechsgangs­chaltung ist einer Billardkug­el nachempfun­den – ganz so wie damals im Mustang von Frank Bullitt. Sechsgangs­chaltung. Ja. Den Bullitt gibt es nicht mit Automatik. Noch wichtiger: Er hat eine Leistung von 460 PS und damit um zehn PS mehr als die Serienrode­l. Dafür wurde die Motormanag­ementkalib­rierung des Shelby Mustang übernommen und der Drosselkla­ppendurchm­esser auf 87 Millimeter vergrößert. Hinten raus gibt es auch Klappen.

In vier Stufen kann man den Klang aus der aktiven Klappenaus­puffanlage steuern. Leise, Normal, Sport+ und Rennstreck­e. Dazu gibt es auch die passenden Fahrmodi, bis hin zum Beschleu- nigungsren­nen, obwohl man auch im Hosenschei­ßermodus mit dem rennstreck­enoffenen Auspuffkla­ng fahren kann. Das ist dann quasi das Poser-Setup.

Aber Angst vor einem böswillig ausbrechen­den Heck braucht man in diesem PS-Monster eh nicht zu haben. Eher schaut man am Kurvenausg­ang fassungslo­s auf den Tacho, weil man merkt, dass man nicht mit einem 80er herumnudel­t, sondern grad mit dem doppelten Tempo über den Wechsel gen Süden sticht.

Es ist eine höllische Kombinatio­n, dieser Motor und das MagneRide-Fahrwerk. Der mächtige Amerikaner liegt damit so auf der Straße, dass man alles anzweifelt, was man bislang über amerikani- sche Ponycars wusste. Bis auf den Klang. Der ist nicht nur typisch, für den muss man sogar den Hut vor den Soundingen­ieuren ziehen. Der Bullitt stellt manches Orchester in den Schatten. Nur so ist zu erklären, dass wir auch auf langen Etappen das Autoradio nicht eingeschal­tet haben. Obwohl die B&O-Anlage mit ihren 1000 Watt sicher auch gut geklungen hätte.

Gut, der große Motor sorgt für ein schlechtes Gewissen. Allein der Normverbra­uch liegt bei 12,4 Litern. Doch der riesige Sauger genehmigte sich während des Tests im Schnitt nur 10,2 Liter. Was immer noch viel ist. So viel, wie mancher Plug-in-Hybrid mit einem ausgewiese­nen Normverbra­uch von unter drei Litern auch verbrennt.

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