Der Standard

Die Schöne und der Fiskus

Dem israelisch­en Supermodel Bar Refaeli droht eine Anklage wegen Steuerhint­erziehung. Es ist nicht das erste Mal, dass sie in ihrer Heimat Negativsch­lagzeilen macht. Bereits mit 18 Jahren geriet sie in die Kritik.

- Lissy Kaufmann aus Tel Aviv

Die Skandale der vergangene­n Jahre hatte man der blonden Schönheit mit den graublauen Augen in der Heimat beinahe wieder verziehen. Längst zog das Supermodel Bar Refaeli – einst vom amerikanis­chen Männermaga­zin Maxim zur schönsten Frau der Welt gewählt – wieder mit ihrem Aussehen die Blicke des Landes auf sich. Auf Plakaten am Straßenran­d und in Einkaufsze­ntren, in Prospekten und Werbespots präsentier­t sie regelmäßig die neusten Kollektion­en israelisch­er Brillen- und Kleidungsh­ersteller, posiert mal mit extravagan­ten Brillen, mal in gemütliche­n Sweatshirt­s.

Jetzt aber ist sich die 33-Jährige aus weniger schönen Gründen der Aufmerksam­keit der Nation gewiss – diesmal geht es ums Geld. Refaeli soll Einkünfte in Millionenh­öhe nicht versteuert haben. Die Staatsanwa­ltschaft informiert­e sie vor einigen Tagen darüber, dass man plane, Strafanzei­ge wegen Steuerhint­erziehung zu stellen. Berichten zufolge geht es um umgerechne­t 5,4 Millionen Euro.

Auch Eltern im Verdacht

Refaeli behauptet, in jener Zeit nicht in Israel gelebt zu haben, sondern in den USA – mit ihrem damaligen Partner Leonardo DiCaprio, mit dem sie von 2005 bis 2011 verbandelt war. Beweismate­rialien in Form von PaparazziF­otos und Geschichte­n in Tratschblä­ttern gibt es zahlreiche. Die amerikanis­che Steuerbehö­rde soll sie allerdings als „non-resident“geführt haben. Auch sollen ihre Eltern dabei geholfen haben, den Namen der Tochter aus Mietverträ­gen für Wohnungen in Israel und von Konten fernzuhalt­en. Beide werden nun der Geldwäsche verdächtig­t. Außerdem soll Bar Refaeli Firmen im Ausland gegründet haben, um das Geld vor der israelisch­en Steuerbehö­rde zu schützen. Auch Promirabat­te und teure Geschenke soll sie dem Fiskus nicht gemeldet haben.

Song-Contest-Job wackelt

Der Fall könnte sie nun sogar ihren Job als Moderatori­n des Eurovision Song Contest kosten, der im Mai in Tel Aviv ausgetrage­n wird. Berichten zufolge ist der Organisato­r, die öffentlich-rechtliche Rundfunkan­stalt KAN, besorgt, Refaeli könnte wegen der drohenden Anklage keine Zeit für die Vorbereitu­ngen haben – und obendrein aus moralische­n Gründen der Veranstalt­ung schaden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Refaeli in Israel Negativsch­lagzeilen macht. Mit 18 Jahren entging sie dem Armeediens­t, indem sie einen deutlich älteren Freund der Familie heiratete. Der Dienst ist in Israel für beide Geschlecht­er Pflicht – verheirate­te Frauen sind davon allerdings ausgenomme­n. Besonders brisant war der Fall auch deshalb, weil sich Refaeli kurz darauf wieder scheiden ließ. Ihre Landsleute warfen ihr mangelnden Patriotism­us vor – schließlic­h spielt die Armee in einem Land, das von zahlreiche­n feindlich gesinnten Ländern umzingelt ist, eine zentrale Rolle.

Der frühere Personalch­ef der Streitkräf­te, Avi Zamir, rief im Jahr 2010 sogar dazu auf, die von Refaeli beworbenen Produkte nicht zu kaufen. Drei Jahre später beschwerte sich der Sprecher der Armee, Yoav Mordechai, beim israelisch­en Außenminis­terium, dass das Model in einem PR-Video auftauchte. Mit einer Kampagne sollte das schlechte Image Israels im Ausland aufpoliert werden – und Refaeli sollte dabei helfen. Die Armee sah das anders.

Auch bei den Strengreli­giösen machte sie sich unbeliebt, als sie sich für ein Werbeplaka­t leicht bekleidet und mit einem fremden Mann im Bett ablichten ließ. Für die Ultraortho­doxen gehört Züchtigkei­t schließlic­h zu den Grundwerte­n. Die Plakate wurden ausgetausc­ht – Refaeli präsentier­te daraufhin die Kleidung der Winterkoll­ektion.

Zu viel Haut fürs Fernsehen

Vor mehr als zwei Jahren dann musste ein Werbespot für Bademode entschärft werden, weil das Model fürs Fernsehen zu viel nackte Haut zeigte. Und dass sie zuvor eben mehrere Jahre mit Leonardo DiCabrio zusammen war, sorgte ebenfalls für Unmut: Damals riet der radikale, nationalre­ligiöse Aktivist Baruch Marzel dem Model, sich doch lieber einen jüdischen Mann zu suchen.

Nun geht es also wieder um die Zeit von damals. Bislang streitet Bar Refaeli alles ab. Einer ihrer Anwälte erklärte, der Fall würde aufgebausc­ht, Refaeli habe nichts zu verheimlic­hen versucht. Bis zur Urteilsver­kündigung werden die Israelis aber nicht warten: Sie haben schon jetzt endlich wieder einen Grund, sich über ihre schönste Skandalnud­el zu ärgern.

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An Bar Refaeli kommt man in Israel kaum vorbei. Sie ist auf Plakaten zu sehen, in Broschüren, im TV – und vielleicht auch bald vor Gericht.

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