Der Standard

Instagramm­able mit Vollpensio­n

Last-Minute-Buchungen sind vorbei, Reisen werden wieder langfristi­ger im Voraus gebucht. Welche Destinatio­nen 2019 im Trend liegen – und warum Instagram dabei eine Rolle spielt.

- Markus Böhm

Das Vorhaben, online eine Reise zu buchen und dabei auf den Last-Minute-Joker zu setzen, kann mitunter zu einem nervenaufr­eibenden Unterfange­n werden. Wer etwa dachte, dass Ägypten in der Folge der Unruhen besonders günstig wäre, wurde eines Besseren belehrt. Ein Test des deutschen Geo- Magazins ergab sogar: Wird eine Destinatio­n von einer Mehrzahl der Veranstalt­er aufgrund von Terror oder Naturkatas­trophen aufgegeben, fallen die Preise nicht. Sie steigen meist, da die Airlines schnell reagieren und ihre Maschinen auf gewinnbrin­gendere Ziele umrouten. Das Flugangebo­t wird knapp – und was knapp ist, kostet.

So kann das angestrebt­e Last-Minute-Angebot teuer werden – wenn es überhaupt noch verfügbar ist. So manches vermeintli­che Super-Last-Minute-Schnäppche­n ist bei dessen Entdeckung bereits Geschichte. Denn viele Buchungspl­attformen aktualisie­ren ihre Angebote nur einmal täglich. Das erhöht die Gefahr, dass die besten Angebote ganz schnell weg sind. Was bleibt, ist Frust.

1. Frühbuchen wird belohnt

Last Minute ist mausetot, sagen auch die Experten von Ruefa und Tui und geben damit jenen recht, die das Auf-den-letztenDrü­cker-Buchen sowieso immer schon für einen Marketings­chmäh hielten. Der Trend geht also verstärkt zur Frühbuchun­g. Das hat mehrere Gründe: Zum einen gibt es, gerade am Beginn des jungen Reisejahre­s, noch eine große Auswahl an verfügbare­n Hotels, Flügen und Zusatzleis­tungen wie Mietautos, und zum anderen sind die Preise dank spezieller Rabatte günstiger als bei kurzfristi­ger Buchung.

Bestraft den Spät- oder Spontanbuc­her also der Preis? Nicht zwangsläuf­ig. Zumindest wenn es um die Flugbuchun­g geht. So hat Checkfelix erhoben, dass man bei manchen Städteflüg­en gut daran tut, früh zu buchen. Das gilt zum Beispiel für Paris, aber nicht für Rom, wo man auch sparen kann, wenn man sich erst einen Monat vor Abflugdatu­m zur Reise entschließ­t. REISELUSTI­G:

2. Städtereis­en boomen

Wer seinen Landsleute­n im Urlaub nicht begegnen möchte, sollte u. a. folgende Citytrips von seiner Bucket-List streichen: Amsterdam, London, Berlin, Barcelona, New York, Dubai, Bangkok, Tokio. Das sind nämlich die beliebtest­en Ziele der Österreich­er. Wobei gilt: je weiter weg, desto geringer ist die Wahrschein­lichkeit, einem seiner Landsleute auf die Zehen zu steigen. Allein wird man trotzdem nicht bleiben. Ein Ende des City-Trip-Booms ist nämlich nicht in Sicht. Was nicht nur den Bewohnern jener Städte missfällt – Stichwort „Overtouris­m“–, sondern auch so manchem Reisenden. Die Suche nach „Geheimtipp­s“ist zum Sport geworden. Faustregel: Alle Orte meiden, die schon länger direkt von Billigflie­gern angesteuer­t werden und die auf der Hauptroute eines Kreuzfahrt­schiffs liegen. Warum also nicht einmal Dundee in Schottland besuchen (tolles neues Museum) oder die französisc­he Hafenstadt Rouen (bemerkensw­erte Schiffspar­ade)?

3. Klassiker bieten Sicherheit

Gerade die altbekannt­en Urlaubsdes­tinationen behaupten ihre Spitzenplä­tze. Beliebtest­es Sommerreis­eziel ist heuer, wie schon in den Vorjahren, Griechenla­nd. Auch Spanien (Rang zwei) und Italien (Rang drei) bleiben Favoriten der Österreich­er. Comeback-Kids des Jahres sind Ägypten und die Türkei. Letztere punkte mit hoher Hotelquali­tät und konkurrenz­losem Preis-Leistungs-Verhältnis, wie es von Tui Österreich heißt. Der Reiseveran­stalter hat dementspre­chend das Flugangebo­t mehr als verdreifac­ht. Am Beispiel Türkei sieht man: Wenn der Preis stimmt und die Sonne scheint, können die politische­n Verwerfung­en im betroffene­n Reiseland noch so groß sein, die Touristen kommen (wieder).

4. Die Pauschalre­ise hat überlebt

Auch die einst viel geschmähte Pauschalre­ise (ja selbst All-inclusive) erlebt ihre Auferstehu­ng. Das liegt an der bequemen Buchung via Reisebüro, steht aber auch – so vermutet man bei der Ruefa – im Zusammenha­ng mit den Problemen im Flugverkeh­r sowie dem Pauschalre­isegesetz. Das gilt seit Juli 2018 und bietet eine bessere Absicherun­g bei der Buchung von Reisepaket­en. Dieser Trend kommt aber auch kleineren, spezialisi­erten Reisebüros zugute, die Gesamtpake­te für „exotische“, aber weitgehend sichere Destinatio­nen wie Afrika anbieten. Sie verspreche­n zudem maßgeschne­iderte Reiseerleb­nisse.

5. Fotogen muss es sein

Wer dann vor den Victoriafä­llen in Simbabwe steht und sein Selfie vor den Wassermass­en auf Instagram postet, schlägt damit zwei Trends mit einer Klappe: Zum einen ist das Land laut Lonely Planet 2019 schwer angesagt, und zum anderen ist damit der „Instagramm­ability“Genüge getan. Vor allem junge Menschen suchen sich ihr Reiseziel nach genau diesem Kriterium aus: Wie exotisch ist es dort, welche Wirkung erziele ich damit in sozialen Netzwerken? Fragen, die sich auch Veranstalt­er stellen und an einschlägi­gen Angeboten arbeiten.

6. Kreuzfahrt­en legen massiv zu

So verspricht eine deutsche Reederei, dass ihr neues Schiff jede Menge „instagramm­able moments“mit an Bord haben werde. Damit geht es nahtlos zu Trend Numero sechs: Kreuzfahrt­en. Die verzeichne­ten – schlechtem Ruf und Umweltvers­chmutzungs­debatte zum Trotz – in den vergangene­n Jahren eine zweistelli­g wachsende Nachfrage. Allein 2017 wurden rund 27 Millionen Kreuzfahrt­en unternomme­n. Die wichtigste­n Gründe für das Interesse an Schiffsrei­sen sind der Besuch vieler Destinatio­nen in kurzer Zeit, der Reiz einer Seereise sowie das All-inclusive-Angebot vieler Schiffe. Wobei des Österreich­ers beliebtest­es Kreuzfahrt­revier das Mittelmeer ist.

Tendenziel­l gibt es auch in diesem Bereich einen Zug hin zu alternativ­en und exklusiven Erlebnisse­n. Wie wär’s also mit einer Segelkreuz­fahrt in die Arktis? Mehr „instagramm­able“geht ja kaum. Früh buchen sollte man halt.

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Simbabwe ist eine der Trend-Destinatio­nen des Jahres. Das afrikanisc­he Land gilt als sicher, gastfreund­lich und vor allem: fotogen.

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