Der Standard

Okotie lässt Arnautovic etwas wissen

Rubin Okotie hat bis vor kurzem in China Fußball gespielt und die Erfahrung nicht bereut. Ein Schanghai-Engagement von Teamkapitä­n Marko Arnautovic würde er gutheißen und verstehen.

- Fritz Neumann

Ich will dem Marko keinen Ratschlag geben, das steht mir auch gar nicht zu“, sagt Rubin Okotie. Man kann es also gewisserma­ßen eine Botschaft nennen, die Okotie für Arnautovic parat hat. Sie sieht aus wie folgt. „Wenn du in einer der großen Städte Chinas lebst und Fußball spielst, dann ist das eine tolle, eine unglaublic­he Erfahrung.“

Okotie (31), der zuletzt bei der EM 2016 und insgesamt 18 Mal für Österreich spielte (zwei Tore), hat diese Erfahrung eineinhalb Jahre lang in Peking genossen, wo er für den Zweitligis­ten Beijing Enterprise­s Group FC spielte. Im Sommer kehrte er nach Europa zurück, aktuell steht er beim belgischen Zweitligis­ten Beerschot Wilrijk unter Vertrag.

Das tolle Angebot

Arnautovic (29) zieht es in die andere Richtung, wie sein Bruder und Manager Danijel kürzlich bestätigte. Dem österreich­ischen Nationalte­amkapitän (77 Spiele, 20 Tore), der seit 2017 bei West Ham kickt, soll laut BBC ein Angebot des regierende­n Meisters Shanghai SIPG vorliegen. Der Klub, bei dem Arnautovic auf Trainer Vítor Pereira (früher Porto, Fenerbahce) und die brasiliani­schen Ex-Internatio­nalen Hulk und Oscar treffen würde, soll bereit sein, 40 Millionen Euro für den Österreich­er zu bezahlen. Für etwas mehr als die Hälfte dieser Summe war Arnautovic im Juli 2017 von Stoke City zu West Ham übersiedel­t.

Am Samstag treffen die Hammers daheim auf Arsenal, man darf gespannt sein, wie die Fans Arnautovic empfangen. Einen plötzliche­n Abgang würden sie nicht goutieren, das steht fest. Managerbru­der Danijel sagte dem Radiosende­r Talk Sport: „Solange Marko bei West Ham ist, gibt er alles für den Klub.“

Shanghai SIPG lockt Arnautovic dem Vernehmen nach mit dem Zweifachen der West-Ham-Gage, also mit 220.000 Euro – pro Woche. „Es ist klar, dass bei einem Wechsel nach China auch der finanziell­e Aspekt eine Rolle spielt“, sagt Rubin Okotie. Er würde aber andere Aspekte in den Vordergrun­d stellen. „Man kann in China sehr gut leben. Die Kultur ist sehr interessan­t.“Er habe mit seiner Familie etwa etliche Städtereis­en unternomme­n, sich viel angesehen. In Peking allerdings sei die Luftversch­mutzung im Schnitt an jedem zweiten Tag stark spürbar gewesen, diesbezügl­ich sei Schanghai mit Sicherheit lebenswert­er.

„Der Fußball in China ist natürlich anders als in Europa und ganz anders als in der Premier League“, sagt Okotie. „Aber auch dort gibt es viele sehr gute Fußballer.“Man müsse auch die Dimensione­n im Auge haben, China ist mit knapp 1,4 Milliarden das bevölkerun­gsreichste Land der Welt, der Markt sei riesig. Mag sein, auch das reizt Arnautovic. Okotie: „Der Status eines großen Vereins in China lässt sich ganz sicher mit jenem von Bayern München in Europa vergleiche­n.“

Es gibt Vorbilder

Auch rein sportlich würde Okotie einen Arnautovic-Wechsel nach China „nicht als Rückschrit­t, sondern als eine gute Möglichkei­t betrachten“, auf keinen Fall als Sackgasse oder gar Endstation. Okotie kann einige China-Legionäre nennen, die auch in ihren Nationalte­ams zu Stützen zählen. Der Brasiliane­r Paulinho habe es nach zwei China-Jahren (Guangzhou Evergrande) sogar zum FC Barcelona geschafft, wo er einiges zum Doublegewi­nn 2018 beitrug. Auch sein Landsmann Renato Augusto, seit 2016 bei Beijing Guoan, sei Teamspiele­r. Und Axel Witsel fällt Okotie ein, der Belgier kickte 2017 und Anfang 2018 noch für Tianjin Quanjian, wurde im Vorjahr WM-Dritter und zählt seit Herbst zu den Stützen des deutschen Tabellenfü­hrers Borussia Dortmund. Aus all dem würde Okotie schließen, dass ein ChinaEngag­ement keinesfall­s das Ende der Arnautovic-Teamkarrie­re bedeuten muss.

Die langen Flüge – für Wien– Schanghai muss man zehn Stunden rechnen – und die Zeitdiffer­enz (sieben Stunden) würden natürlich eine Belastung darstellen. „Aber das würde Marko in Kauf nehmen“, glaubt Okotie. „Schließlic­h spielt er gern im Team.“

 ??  ?? Bis 2016 waren Arnautovic und Okotie Kollegen im ÖFB-Nationalte­am. Am 15. November 2014 bejubelten sie in Wien Okoties Tor zum 1:0-Erfolg gegen Russland in der EM-Qualifikat­ion.
Bis 2016 waren Arnautovic und Okotie Kollegen im ÖFB-Nationalte­am. Am 15. November 2014 bejubelten sie in Wien Okoties Tor zum 1:0-Erfolg gegen Russland in der EM-Qualifikat­ion.

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