Der Standard

Wahre Lügen, falsche Fakten

- Astrid Ebenführer

Es ist grau in grau am Wolfgangse­e, die Wolken hängen tief, die Stimmung ist düster. So stellen sich die Sommerfris­chler das Salzkammer­gut nicht vor, Idylle geht anders. Aber es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass dort ein Auto versenkt wird, am Steuer eine Leiche, die Pistole mit einem Tape an der Hand fixiert.

Im neuen Wiener Tatort mit dem Titel Wahre Lügen (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2, ARD) pendeln Moritz Eisner (Harald Krassnitze­r) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) nicht nur zwischen Wien und St. Gilgen, sondern vor allem zwischen Vergangenh­eit und Gegenwart.

Die Tote im Auto ist eine Journalist­in aus Hamburg, die an einer Geschichte rund um illegale Waffengesc­häfte arbeitete. Ihre Recherchen führten sie auch zu einem realen Fall, der Österreich zu Beginn der 80er-Jahre erschütter­te. Damals wurde der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Karl Lütgendorf (mit engen Verbindung­en zu Udo Proksch) tot aufgefunde­n, zu seinem angebliche­n Suizid gibt es noch immer offene Fragen.

Autor und Regisseur Thomas Roth vermischt gekonnt das Gestern mit dem Heute und inszeniert ein komplizier­tes Gebilde rund um alte und neue Seilschaft­en. Es geht wie so oft um Macht, Korruption, viel Geld. Aber auch um die neue Regierung, der es offenbar gar nicht recht ist, wenn alte Gschichtln rund um die Buberlpart­ie neu beleuchtet werden. Weil zu viel Offenheit trotz der vielgepred­igten Transparen­z wohl einigen schaden könnte. Auch Fellner und Eisner bekommen diese neu verordnete Transparen­z zu spüren, auf kurzem Weg geht gar nichts mehr, auch ihr Chef Ernst Rauter (Hubert Kramer) fügt sich. Traurig, diese neuen Zeiten. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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