Der Standard

Über multiple Sklerose reden, denn Schweigen kann Gift sein

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Wenn es um Erkrankung­en geht, die nicht mehr weggehen und mit denen sich die Betroffene­n arrangiere­n müssen, ist immer schnell auch die Frage der Stigmatisi­erung auf dem Tapet. Eine kurze Begriffser­klärung: Stigma ist altgriechi­sch und steht für einen Makel, der gesellscha­ftlich negativ bewertet ist, eine unerwünsch­te Andersheit sozusagen, die Nachteile bringt. Eine natürliche Reaktion des Menschen ist es deshalb, solche negativen Eigenschaf­ten, so gut es geht, zu verbergen, um damit auch der sozialen Abwertung zu entgehen. Für Menschen mit chronische­n Erkrankung­en bringt Stigmatisi­erung einen massiven inneren Stress. Zum einen müssen sie versuchen, mit dem belastende­n Umstand einer Diagnose zurechtzu- kommen, zum anderen versuchen, die Beeinträch­tigung zu verbergen.

Selbsthilf­egruppen, wie es sie für MS österreich­weit gibt, haben sich zur Aufgabe gemacht, dieser Stigmatisi­erung entgegenzu­wirken. Die einzige Möglichkei­t: ein offener Diskurs in alle Richtungen. Sie bieten Betroffene­n die Möglichkei­t, untereinan­der Erfahrunge­n auszutausc­hen, zu kommunizie­ren, aber auch mit öffentlich­en Stellen und der Politik, um dort bessere Bedingunge­n für Betroffene zu schaffen. Die Multiple-Sklerose-Gesellscha­ft Wien veranstalt­et am 19. Jänner um 18 Uhr im Freiraum (6., Mariahilfe­r Straße 117) einen Samstagabe­nd für „Young People with MS“. Entstigmat­isierung ist die Triebfeder und offener Austausch das Ziel. (pok)

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