MS-Therapie für Kinder
An multipler Sklerose erkranken vor allem Erwachsene im Alter um die 30, doch auch Kinder können betroffen sein. Bei zwei bis sechs Prozent der Erkrankten treten MS-Symptome vor dem 17. Lebensjahr auf. Die jungen Patienten sind fast immer von einer schubförmigen MS betroffen.
Im Vergleich zu Erwachsenen gibt es Unterschiede in Krankheitsverlauf und Symptomatik. So weisen Kinder oder Jugendliche mehr Läsionen im MRT und eine höhere Schubrate auf, die Symptome bilden sich jedoch im jungen Alter schneller und vollständiger zurück. Buben sind ebenso häufig betroffen wie Mädchen.
Das größte Problem ist, dass es kaum zugelassene MS-Medikamente für diese jungen Patienten gibt. „Es existieren nur sehr eingeschränkte Studien für Kinder, deshalb sind nur wenige Medikamente explizit für diese Gruppe zugelassen“, sagt Siegrid Fuchs, Neurologin an der Med-Uni Graz.
Bislang hatten nur Arzneimittel für milde oder moderate Verlaufsformen eine Zulassung. Seit Ende vergangenen Jahres gibt es aber auch die erste krankheitsmodifizierende MS-Therapie für Kinder und Jugendliche. In einer Studie, die im Fachblatt New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigte der Wirkstoff Fingolimod eine deutlich bessere Wirkung als die bisher übliche Gabe eines Interferonpräparates. In die prospektive, Placebo-kontrollierte Studie wurden 215 Kinder im Alter zwischen zehn und 17 Jahren mit einer schubförmigen MS inkludiert und über einen Zeitraum von zwei Jahren entweder mit Fingolimod oder einem Interferonpräparat behandelt.
Als Studienendpunkte waren die Reduktion der jährlichen Schubrate und das Auftreten neuer Entzündungsherde nach zwei Jahren Behandlungsdauer definiert. Das Ergebnis: Patienten, die mit Fingolimod behandelt wurden, hatten eine hochsignifikante Verminderung der Schubrate und zeigten deutlich weniger neue Entzündungsherde im MRT. Den Studienautoren zufolge traten in einzelnen Fällen Nebenwirkungen wie erhöhte Infektanfälligkeit oder epileptische Anfälle auf. (gueb)