Der Standard

Interesse da, aber kaum Produkte

Knapp vier Milliarden Euro wurden 2018 in Immobilien investiert

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Wien – Bei 3,95 Milliarden Euro lag das Transaktio­nsvolumen in Immobilien im Vorjahr. Damit war 2018 das zweitstärk­ste Jahr am österreich­ischen Immobilien­investment­markt seit Aufzeichnu­ngsbeginn. Allerdings blieb das Jahr hinter dem absoluten Rekordjahr 2017 weit zurück – damals wurden 4,7 Milliarden Euro investiert.

Grund zur Sorge sieht man beim Immobilien­dienstleis­ter CBRE dennoch nicht, wie bei einer Pressekonf­erenz vor wenigen Tagen betont wurde. Einer der Gründe für den Rückgang sei nämlich schlicht, dass es an den passenden Investment­produkten fehle – und nicht, dass es am Investoren­interesse mangle, betonte Georg Fichtinger, Investment­experte bei CBRE.

Was 2018 gekauft wurde: Jeweils 30 Prozent des Transaktio­nsvolumens wurden in Wohn- und Büroimmobi­lien investiert, 29 Prozent in Einzelhand­elsimmobil­ien. Die stark wachsende Beliebthei­t von Wohnimmobi­lien (siehe dazu auch Artikel oben) führt man bei CBRE auf das wachsende Interesse an der Assetklass­e bei deutschen Investoren zurück. 2019 könnte das Wohnen die Assetklass­e Büro bei den Investment­s sogar überholen, glauben die Experten. „Aus Developer-Sicht ist es viel angenehmer, an Investoren zu verkaufen, als die Eigentumsw­ohnungen einzeln abzuverkau­fen“, so Andreas Ridder, Managing Director von CBRE in Österreich.

Mehr Forward-Purchases

Insgesamt gingen rund 29 Prozent aller Transaktio­nen in Österreich im Vorjahr auf das Konto deutscher Investoren, 16 Prozent der Käufer waren internatio­nale Investoren aus anderen Ländern. Im Unterschie­d zu 2017, in dem es einen „totalen Überhang“an ausländisc­hen Investoren gegeben hat, sind heuer mit 56 Prozent wieder vermehrt inländisch­e Käufer zum Zug gekommen. Auch das sei, so Fichtinger, auf fehlende Produkte für internatio­nale Investoren zurückzufü­hren.

Deshalb nimmt auch die Anzahl der Forward-Purchases weiter zu – also die Verkäufe von noch in Bau befindlich­en Objek- ten. Und zwar immer öfter schon in einem sehr frühen Stadium: Früher sei ein Forward-Deal zwölf Monate vor Fertigstel­lung abgewickel­t worden, heute werden Objekte auch zwei oder sogar zweieinhal­b Jahre zuvor schon verkauft. „Das hätte man vor drei Jahren für unmöglich gehalten“, urteilt Fichtinger.

Am Büromarkt werden heuer mit 38.000 Quadratmet­ern nicht viele neue Flächen dazukommen, beachtlich­e 266.000 Quadratmet­er waren es im Vorjahr. „Ein Grund ist sicher, dass der Wohnmarkt so boomt und viel vom Büromarkt absaugt“, so Ridder.

Der Büromarkt werde in den nächsten Jahren entspreche­nd „eng“. Für Büromieter, die große zusammenhä­ngende Flächen suchen, könnte das zur Herausford­erung werden. Die Leerstände würden dafür zurückgehe­n – und auch die Mieten könnten steigen. Erst 2020 bzw. 2021 rechnet man bei CBRE mit einer Entspannun­g am Büromarkt.

Coworking-Trend hält an

Serviciert­e Bürofläche­n sind in Wien mittlerwei­le voll angekommen. 2018 wurden 32.500 Quadratmet­er an entspreche­nde Anbieter vermietet – und weil viele globale Platzhirsc­he im Coworking-Segment in Wien derzeit noch nicht einmal vertreten sind, dürfte der Trend anhalten: „Da wird sich noch viel tun“, so Ridder.

Wenig Wachstum gibt es dafür – wie schon in den letzten Jahren – bei den Shoppingfl­ächen: 2018 wurden rund 43.000 Quadratmet­er an neuen Flächen fertiggest­ellt, dabei handelte es sich hauptsächl­ich um Erweiterun­gen von Einkaufsze­ntren wie dem Auhofcente­r in Wien. Bei diesen Vergrößeru­ngen wurde primär auf eine Erhöhung des Angebots an Gastronomi­e und Entertainm­ent gesetzt, berichtete Walter Wölfler, Retail-Experte bei CBRE.

Für das heurige Jahr erwarten die Experten, dass das Investitio­nsvolumen in Österreich und Europa nicht mehr stark steigt. Alternativ­e Sektoren – etwa Studenteno­der Seniorenhe­ime – würden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. (zof)

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