Der Standard

Bundesländ­erbeschimp­fung

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Dass die Wiener faule Schweine sind, zählt in Österreich zum Allgemeinw­issen, nur hat es noch kein Kanzler so klar ausgedrück­t wie Sebastian Kurz. Damit zeigt er, dass er nicht nur die ölige Tour draufhat, sondern auch die giftige. Gut so. Der Mann weiß mit dem Volk zu reden, wie es einem großen Staatsmann geziemt: statt batzweich auf Augenhöhe beinhart von oben herab.

Den Vorarlberg­ern hat Kurz bereits früher hineingesa­gt, dass er sie für inkompeten­te Hinterwäld­ler hält. Damit bleiben nur sieben Bundesländ­er übrig, die keine Abreibung bekommen haben. Das sollte Kurz flugs nachholen, um Führungsst­ärke zu demonstrie­ren.

Wie vorgehen? Einfach das Geilomobil ausmotten, auf gro- ße Österreich-Tour fahren und per Lautsprech­er durchgeben, was nicht passt: Ihr Salzburger denkt schmutzig, ihr Tiroler sprecht schiach, die Kärntner sparen zu wenig, die Oberösterr­eicher saufen zu viel. Steirer riechen nach Achselschw­eiß, Niederöste­rreicher sind ungehobelt, Burgenländ­er deppert.

Jede Wette, dass Kurzens Beliebthei­tswerte danach in die Höhe schnalzen. Der Österreich­er hat eine Domestiken­seele und mag es, wenn es ihm hart besorgt wird. Kulturelle­r Zusatzvort­eil für Kurz: Er schlösse würdig an die Tradition großer nationaler Schimpfkün­stler von Abraham a Santa Clara bis Peter Handke und Thomas Bernhard an. Also ans Werk! Wir warten darauf, dass man es uns Trotteln ordentlich hineinsagt.

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