Der Standard

Ende einer langen Flucht

Italienisc­her Linksterro­rist Battisti in Bolivien verhaftet

- Domink Straub aus Rom

Finita la pacchia!“, postete Innenminis­ter Matteo Salvini von der rechten Lega auf Facebook, kaum war die Verhaftung von Cesare Battisti gemeldet: „Das schöne Leben ist vorbei.“Denselben Spruch verwendet Salvini auch, wenn es um Asylpoliti­k oder die Hafenschli­eßungen geht. „Ein Flugzeug der Regierung ist bereits in der Luft, um Battisti nach Italien zu bringen. Hier werden ihn unsere Gefängniss­e erwarten, wo er seine lebenslang­e Strafe verbüßen wird“, schrieb Regierungs­chef Giuseppe Conte.

Der heute 64-jährige Battisti war in den 1970ern Mitglied der linksextre­men Gruppe PAC („Bewaffnete Proletarie­r für den Kommunismu­s“). Von der italienisc­hen Justiz wird ihm vorgeworfe­n, an vier Morden beteiligt gewesen zu sein, wofür er zweimal zu lebenslang­er Haftstrafe verurteilt wurde. Battisti hat die Morde immer bestritten und will höchstens die „politische Verantwort­ung“dafür übernehmen. 1981 gelang ihm die Flucht aus einem italienisc­hen Gefängnis. Er tauchte in Mexiko, Frankreich und Brasilien unter.

In Brasilien war Battisti 2007 verhaftet worden und sollte an Italien ausgeliefe­rt werden. In seiner letzten Amtshandlu­ng hat der dortige sozialisti­sche Präsident Lula da Silva die Auslieferu­ng Ende 2010 verhindert. Battisti war in Brasilien frei, bis 2018 der Rechtspopu­list Jair Bolsonaro an die Macht kam. Dieser versprach Salvini, ihm Battisti „zum Geschenk“zu machen.

Battisti tauchte Ende 2018 erneut unter, diesmal in Bolivien. Dort wurde er am Samstagabe­nd von italienisc­hen Interpol-Beamten verhaftet. Salvini warf der Linken im In- und Ausland vor, den ehemaligen Terroriste­n „gehätschel­t“zu haben.

Das mag vielleicht für Frankreich zutreffen, für Italien aber nicht. Anhänger des moderaten Partito Democratic­o und auch dessen Vorgängerp­arteien hatten immer wieder die Auslieferu­ng Battistis verlangt. Laut dem italienisc­hen Justizmini­ster Alfonso Bonafede flog eine Maschine mit Battisti an Bord bereits am Sonntag Richtung Italien ab.

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Foto: AFP/Schincario­l Cesare Battisti war fast vierzig Jahre lang auf der Flucht.

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