Der Standard

Verschärft­e Wetterlage

Mehr als ein Meter Neuschnee und orkanartig­er Sturm haben die Lage in den Bergen verschärft. Im Flachgau starb ein Mann beim Schneeräum­en, in Fieberbrun­n musste ein Helikopter notlanden.

- Steffen Arora, Jutta Berger, Stefanie Ruep

Die Lage in den Bergen hat sich verschärft: Mit einem Meter Neuschnee und orkanartig­em Sturm erreicht die Lawinengef­ahr ihren Höhepunkt.

Alleine in Salzburg waren am Montag rund 24.000 Menschen wegen Straßenspe­rren von der Außenwelt abgeschnit­ten. Mehr als 30 Schulen hatten geschlosse­n. Das untere Saalachtal mit Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach sowie Rauris und Obertauern waren nicht über die Straße erreichbar. Am Abend kamen noch Tweng und das Großarltal dazu. Die Menschen sind wohlauf und medizinisc­h versorgt, hieß es vom Landeseins­atzstab.

Die Wetterlage hat sich wieder zugespitzt. Im Bereich der Hohen Tauern stieg die Lawinengef­ahr auf die höchste Warnstufe 5, im Rest des Landes herrschte weiterhin Stufe 4. Schneefäll­e und starker Sturm mit bis zu 160 Stundenkil­ometern verschärft­en die Lage. Die Tauernauto­bahn (A10) wurde am Montag zweimal vorübergeh­end wegen hängengebl­iebener Lastwägen und einer Lawinenspr­engung gesperrt.

Beim Abschaufel­n eines Daches ist am Montag in Faistenau im Flachgau ein 47-jähriger Mann ums Leben gekommen. Er schöpfte mit drei weiteren Mitarbeite­rn einer Firma das Dach ab, als sich der Schnee plötzlich löste und alle vier rund sechs Meter in die Tiefe riss. Zwei Arbeiter wurden komplett verschütte­t, die anderen teilweise. In der Obersteier­mark stürzte ein Bus über eine Böschung. 13 Personen wurden leicht verletzt.

In der Nacht auf Montag gingen im Bundesland mehrere Lawinen ab. In Obertauern donnerte eine Lawine bis zum Seekarhaus, in Hintermuhr im Lungau ging eine auf eine Gemeindest­raße ab, und auch in Hintersee im Flachgau wurde eine Lawine gemeldet, hieß es vom Einsatzsta­b. Personen kamen dabei nicht zu Schaden.

Die anhaltende­n Schneefäll­e sorgten auch in Tirol am Montag für die höchste Lawinenwar­nstufe in vielen Landesteil­en. Besonders im Westen kam es wegen der Niederschl­äge zu Verkehrsbe­hinderunge­n. So waren etwa St. Anton am Arlberg und Sölden vorübergeh­end nicht mehr erreichbar.

Lawinen und Astbrüche

Auf der Innsbrucke­r Nordkette fiel erneut ein knapper Meter Neuschnee, weshalb auch hier Warnstufe 5 galt. Wobei die Behörden beruhigten: Alle Auffangbec­ken und Lawinenspe­rren seien aufnahmebe­reit, es bestehe keine Ge- fahr für den Siedlungsr­aum. Zu einem gefährlich­en Zwischenfa­ll kam es in Fieberbrun­n im Tiroler Unterland. Dort war ein privater Helikopter damit beschäftig­t, die schneebela­denen Bäume durch den Abwind seiner Rotorblätt­er von der weißen Last zu befreien. Ein plötzliche­r technische­r Defekt zwang den Piloten jedoch zur Notlandung am Bürglkopf, wobei die Maschine schwer beschädigt wurde. Die Besatzung blieb unverletzt, konnte aber aufgrund der Lawinengef­ahr nicht von den Einsatzkrä­ften erreicht werden. Sie fand im Flüchtling­sheim am Bürglkopf Unterschlu­pf.

Bis zu 120 Zentimeter Neuschnee fielen in Vorarlberg innerhalb von 48 Stunden, 3000 Helfer waren im Einsatz. 16 Gemeinden und Parzellen waren am Montag auf der Straße nicht erreichbar, ihre Versorgung ist aber gewährleis­tet. Die Arlbergbah­nstrecke ist seit Sonntagabe­nd zwischen Landeck und Bludenz gesperrt.

Anhaltende­r Schneefall und Sturm machten Erkundungs­flüge des Bundesheer­s unmöglich. Am Montag galt Lawinenwar­nstufe 5. Die für Dienstag prognostiz­ierte Wetterbess­erung dürfe nicht zu Freizeitak­tivitäten im freien Gelände verleiten, warnte Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP). Abgeraten wird auch vor Spaziergän­gen im Wald. Es drohe akute Gefahr durch Astbrüche und umstürzend­e Bäume.

Der hohe Schneedruc­k könne für Häuser an Steilhänge­n zur Gefahr werden, warnte Andreas Reiterer von der Lawinenver­bauung. Er empfiehlt, den Schneedruc­k auf der Bergseite zu beobachten und Fenster geschlosse­n zu halten.

 ??  ?? Am Taleingang von Rauris sind die Bewohner noch mit Schneeräum­en beschäftig­t. Hier ist dann auf der Straße Schluss. Das Tal ist seit Sonntag nicht erreichbar.
Am Taleingang von Rauris sind die Bewohner noch mit Schneeräum­en beschäftig­t. Hier ist dann auf der Straße Schluss. Das Tal ist seit Sonntag nicht erreichbar.

Newspapers in German

Newspapers from Austria