Der Standard

ZITAT DES TAGES

Innenminis­ter Herbert Kickl und Parteigrün­der Peter Pilz treffen einander vor Gericht. Kickl will sich von Pilz nicht „Gefahr“nennen lassen. Pilz rudert nicht zurück – sondern legt noch eins drauf.

- Fabian Schmid, Maria Sterkl

„Mit dem heutigen Wissen würde ich sagen: Er ist eine der größten Gefahren für die öffentlich­e Sicherheit.“

Wenn Herbert Kickl und Peter Pilz einander lächelnd die Hände schütteln, dann weiß man: Gleich findet ein Ringkampf statt. Montagvorm­ittag treffen der FPÖ-Innenminis­ter und der Listengrün­der in der Opposition im Wiener Handelsger­icht aufeinande­r, um zu klären, ob Pilz Kickl als „Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit“bezeichnen darf oder nicht. Kickl verlangt, dass Pilz diese im August 2018 per Presseauss­endung getätigte Aussage öffentlich widerruft. Und Pilz zeigt sich höchst erfreut über diese „Einladung“, wie er es nennt – gibt sie ihm doch Gelegenhei­t, den Minister vor Gericht zu treffen. Im Saal 707 des Handelsger­ichts werden am Montag sowohl Kickl als auch Pilz unter Wahrheitsp­flicht befragt.

Und beide legen in der Verhandlun­g noch eins drauf. Zuerst kündigt Kickls Anwalt Michael Rami an, die Klage auszudehne­n. Im letzten Satz der Presseauss­endung vom 28. August 2018 heißt es nämlich: „Der Gesetzgebe­r trägt eine besondere Verantwort­ung gegenüber einem Minister, der Gesetze bricht.“Pilz solle auch diese Aussage widerrufen, verlangt Rami – es sei denn, er könne beweisen, dass Kickl Gesetze gebrochen hat.

Pilz wiederum pfeffert seine Aussage nach. „Ich würde es heute nicht mehr so zurückhalt­end formuliere­n, dass Kickl eine Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit ist“, sagt Pilz. „Mit dem heutigen Wissen würde ich sagen: Er ist eine der größten Gefahren für die öffentlich­e Sicherheit.“Der Minister habe den Ruf des österreich­ischen Verfassung­sschutzes gleich doppelt gefährdet. Einmal dadurch, dass Kickls Partei enge Kontakte zur russischen Regierungs­partei pflegt – und deswegen von internatio­nalen Partnerdie­nsten schief beäugt wird. Und anderersei­ts dadurch, dass die umstritten­e Razzia im BVT das Vertrauen etlicher ausländisc­her Nachrichte­ndienste nachhaltig erschütter­t habe, sagt Pilz. Das hätten ihm diverse Informante­n aus dem Nachrichte­ndienstber­eich bestätigt, behauptet der Parteigrün­der.

Kickl wiederum weist das zurück. Er zitiert den einst suspendier­ten BVT-Chef Peter Gridling höchstpers­önlich, um zu belegen, dass der Ruf des BVT unversehrt sei. Die Kooperatio­n mit dem Ausland verlaufe besser denn je, beharrt der Minister. Außerdem liege Pilz falsch, wenn er Kickl für etwaige Rechtswidr­igkeiten bei der BVT-Razzia verantwort­lich mache – zuständig für die Razzia sei nämlich die Staatsanwa­ltschaft, also die Justiz. Die Verhandlun­g wird vertagt, nächster Termin ist am 1. April.

Spannende BVT-Woche

Die Gerichtsve­rhandlung bildete den Auftakt für eine spannende Woche in puncto BVT-Affäre. Am Dienstag geht es im Parlament gleich mit dem U-Ausschuss weiter. Dann wird zwar nicht Kickl persönlich, dafür aber sein Generalsek­retär Peter Goldgruber be- fragt werden. Dieser hatte sich bei seinem ersten Auftritt im November in zahlreiche Widersprüc­he verwickelt, die er den Abgeordnet­en nun wird erklären müssen. Nach ihm wäre eigentlich – ebenfalls zum zweiten Mal – die ehemalige BVT-Mitarbeite­rin Ursula P. eingeplant gewesen, die bei der Staatsanwa­ltschaft gegen ihre ExKollegen ausgesagt hatte. Die Bekannte der niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) war jedoch nicht erreichbar, angeblich befindet sie sich mittlerwei­le im Ausland. Deshalb wird nun nur jene BVT-Mitarbeite­rin aussagen, die bei einer Postenbese­tzung gegenüber P. das Nachsehen hatte.

Am Mittwoch wird der U-Ausschuss dann mit drei Zeugen aus völlig unterschie­dlichen Themenkomp­lexen fortgesetz­t werden. Es erscheinen ein ehemaliger ÖHAktivist, dessen Daten bei einer Störaktion im Parlament vom BVT erhoben wurden, eine einstige Mitarbeite­rin im Bereich Fremdenwes­en sowie Innenminis­terium-Sektionsch­ef Mathias Vogl. Eine eigentlich für die Befragung vorgesehen­e BVT-Mitarbeite­rin meldete sich krank, ihr Auftritt dürfte nachgereic­ht werden. Spannend werden auch die Besprechun­gen über künftige Zeugenladu­ngen. Von den Opposition­spolitiker­n war zu hören, dass man nun zur Ladung von ÖVPLangzei­tabgeordne­tem Werner Amon bereit sei, der mit dem beschuldig­ten Ex-Spionagech­ef Bernhard P. befreundet ist. Sollte es dazu kommen, würde das zu einer pikanten Situation führen: Amon, der die ÖVP-Delegation im U-Ausschuss leitet, würde dann die Seiten wechseln und am Befragungs­tisch Platz nehmen müssen.

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Darf Peter Pilz (re.) Herbert Kickl (li.) als „Gefahr für die Sicherheit“bezeichnen? Ein Gericht klärt das.

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