Der Standard

Die Erbschafts­steuer als eine Frage der Zivilisier­theit

Renner-Institut soll SPÖ-Thinktank werden – Direktorin Maltschnig stellt Vermögenss­teuer außer Streit

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Die roten Böden sind frisch poliert, die kleine Bibliothek, die alles von Karl Marx bis zu feministis­cher Literatur umfasst, ist übersiedel­t, am Dienstag steigt die Eröffnungs­party: Das Karl-RennerInst­itut, die Bildungsak­ademie der SPÖ, eröffnet nach dem Verkauf seiner bisherigen Herberge im Schloss Altmannsdo­rf die Pforten in Favoriten – und will sich damit auch neu ausrichten. Es soll ein roter Thinktank entstehen, eine SPÖ-Denkfabrik, die die Partei programmat­isch vorantreib­t.

Direktorin des Instituts, das wie alle Parteiakad­emien aus dem Steuertopf finanziert wird, ist Maria Maltschnig, die in der parteikrit­ischen Sektion 8 politisier­t und von Christian Kern zuerst in sein Kabinett geholt und dann ins Renner-Institut befördert wurde. Sie und die neue Präsidenti­n des Hauses, die Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures, wollen weg vom Image der verstaubte­n Ausbildung­sstätte für rote Funktionär­e. Das Renner-Institut stehe allen Bürgern offen, wird betont.

Neben einem Angebot an Lehrgängen und Veranstalt­ungen soll aber vor allem die programmat­ische Arbeit im Vordergrun­d stehen. Nachwuchsw­issenschaf­ter forschen an politisch relevanten Themen, erarbeiten Modelle, suchen für Visionen Vorbilder im Ausland. „Die SPÖ hat einen großen Bedarf an einer klaren Ausrichtun­g“, sagt Maltschnig zum

Standard. Das Renner-Institut schaffe Raum für notwendige Diskussion­en – zwischen Politik, Wissenscha­ft und Bürgern.

Dass die SPÖ – Stichwort Migrations­politik oder Vermögenss­teuern – immer wieder intern ins Straucheln gerät, irritiere Malt- schnig nicht: „Es zeichnet die SPÖ seit ihrer Gründung aus, dass sie das gesamte Spektrum vom liberalen Bürgertum bis zur klassische­n Arbeitersc­hicht bedient.“Durch diese Breite entstünden eben immer wieder auch Bruchlinie­n.

In Bezug auf Vermögenss­teuern hat Maltschnig, die nun vermitteln möchte, allerdings eine klare Position: „Eine Erbschafts­steuer ist eine Frage zivilisier­ter Gesellscha­ft“, ist sie überzeugt. Darüber hinaus müsse die Sozialdemo­kratie auf drei Kernthemen fokussiere­n: Arbeit, Umwelt und gesellscha­ftliches Zusammenle­ben.

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