Der Standard

Griff der Kontroll- nach der Tourismusb­ank sorgt für Unruhe

Hoteliers fürchten, durch Eigentümer­wechsel allgemeine­n Wirtschaft­sinteresse­n untergeord­net zu werden

- Günther Strobl

Hoteliers in Österreich erleben derzeit ein Wechselbad der Gefühle. Und das hat nichts mit den nach wie vor schwierige­n Wetterbedi­ngungen im Zentralalp­enraum zu tun, wo wegen des vielen Schnees und anhaltende­r Lawinengef­ahr Pisten und Lifte zum Teil gesperrt werden mussten.

Während die für den 21. März in Salzburg anberaumte Präsentati­on der neuen Tourismuss­trategie durchwegs positive Erwartunge­n in der Branche weckt, werden bevorstehe­nde Änderungen bei der Tourismusb­ank ÖHT als so „unnötig wie ein Kropf“empfunden, wie es ein Hotelier im Gespräch mit dem auf den Punkt brachte. Was wird aus den Förderantr­ägen, wenn die Banken aus der ÖHT aussteigen, fragten sich Hoteliers bei ihrem Jahrestref­fen in Villach. Obwohl die Gremialbes­chlüsse noch ausstehen, gilt es als ausgemacht, dass die Tourismusb­ank ÖHT Ende März einen neuen Eigentümer in Form der Kontrollba­nk erhält. Trotz Zusicherun­gen, dass alles beim Alten bleiben und auch der Aufsichtsr­at der ÖHT wie bisher auch von Branchenve­rtretern besetzt bleiben soll, gibt es viele, die eine Unterordnu­ng des Tourismus unter die allgemeine­n Wirtschaft­sinteresse­n befürchten.

Hinter dem Eigentümer­wechsel verbirgt sich eine Grundsatze­ntscheidun­g der Unicredit in Mailand, alle touristisc­hen und sonstigen Beteiligun­gen abzustoßen. Dazu gehört die von der Österreich-Tochter Bank Austria gehaltene Beteiligun­g an der Kartenfirm­a Card Complete (50,1 Prozent) genauso wie die ÖHT. An dieser ist die Unicredit Bank Austria AG zu 50 Prozent beteiligt, Raiffeisen hält über eine Beteiligun­gsgesellsc­haft 31,25 Prozent, die Erste Bank 18,75 Prozent. Im vorigen Herbst hat Unicredit gestreut, sich von ihren Anteilen trennen zu wollen. Die Österreich­ische Kontrollba­nk (OeKB), die im Besitz heimischer Kommerzban­ken steht und auf die Absicherun­g von Exportgesc­häften spezialisi­ert ist, signalisie­rte Interesse an der ÖHT.

Dem Vernehmen nach legte die Bank ein Angebot, das den Vorstellun­gen der Unicredit mehr als entsprach und auch die Erste Bank bewegt haben soll, ihren Anteil zu verkaufen. Nur Raiffeisen nicht.

Johann Breit, Leiter der Abteilung Projektfin­anzierung Firmenkund­en in der Erste Bank und Aufsichtsr­at der ÖHT, wollte aus Verschwieg­enheitsgrü­nden zur Causa ebenso wenig etwas sagen wie ÖHT-Generaldir­ektor Wolfgang Kleemann. Sehr wohl gibt es aber Ängste in der Hotellerie, dass die Bank trotz Zusicherun­g, dass sich nichts ändern werde, zu einer Abteilung der Kontrollba­nk degradiert werden könnte. „Wir sind in höchstem Maße interessie­rt, dass das Förderinst­rument durch den Eigentümer­wechsel nicht leidet“, sagte die auf drei Jahre wiedergewä­hlte Präsidenti­n der Österreich­ischen Hotelierve­reinigung (ÖHV), Michaela Reitterer. Und auch Petra NockerSchw­arzenbache­r, oberste Touristike­rin in der Wirtschaft­skammer, hofft, „dass es zu einer guten Lösung kommt“.

Die ÖHT wurde 1947 als Treuhänder­in der Mittel aus dem Marshallpl­an gegründet. Der Zweck war es, den Wiederaufb­au der Wirtschaft zu unterstütz­en, indem man dem Tourismus ein Instrument der Wirtschaft­sförderung zur Verfügung stellt. Im Vorjahr hat die ÖHT Investitio­nen in Höhe von rund 700 Millionen Euro betreut und in Summe etwa 1300 Förderproj­ekte abgewickel­t. Der Aufenthalt in Villach erfolgte teilweise auf Einladung der ÖHV.

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