Der Standard

Schwere Zeichen

Mit „The Flood“hat das Lärmrocktr­io Hodja 2018 ein Album des Jahres vorgelegt. Diese Woche spielt die Band in Wien und Steyr.

- Karl Fluch Hodja live: 16. 1., Wien, Fluc, 21.00; 17. 1., Steyr, Röda, 20.00

Während Nachhaltig­keit heutzutage meist etwas mit Behutsamke­it im menschlich­en Umgang mit der Natur zu tun hat, ist das in der Kunst nicht notwendige­rweise so. Dort kann Nachhaltig­keit auch aus einer Form von Brutalität entstehen. Das Trio Hodja erinnert auf seiner aktuellen Platte The

Flood an diesen Umstand. Das Album ist wie ein Satz heißer Ohren, ein Traum. Hodja werden es am morgigen Mittwoch im Wiener Fluc präsentier­en, tags darauf im Röda in Steyr.

Hodjas Musik ist nicht gerade lagerfeuer­tauglich, es handelt sich dabei um eine bewusst roh bis brutal gehaltene Form von Lärmrock, der knietief im Blues watet. Die Aufstellun­g als Trio zwingt der Band eine Ökonomie auf, die keinen Platz für Firlefanz und Schöntuere­i lässt. Schlagzeug, Gitarre und Gesang reichen, um zu überzeugen. Die Geschichte­n von Hodja sind genretypis­ch angelegt, die Songs handeln von Unglück (die Hochzeit), Verzweiflu­ng (die Ehe), Verarschun­g (die beste Freundin der Gattin) und werden in der Tradition eines expression­istischen Country-Blues erzählt. Bloß dass der in der Zeitrechnu­ng nach Punk angesiedel­t ist, also entspreche­nd fies und derb klingt. Wobei sich zur Derbheit durchaus eine gewisse Schönheit gesellt, erinnert der Gesang von Gamiel Stone doch stellenwei­se an jenen von TV On The Radio. Beide Bands haben Momente, in denen so etwas wie Spirituali­tät aufblitzt.

Die Mitglieder von Hodja stammen aus Dänemark, Deutschlan­d und den USA. Der Blues wird als jene universell­e Kraft akzeptiert, die er ist, die Herkunft ist dabei nicht bedeutend, es geht um das Gefühl und seine Vermittlun­g. Diesbezügl­ich müssen Hodja mit keiner schlechten Nachred’ rechnen. Zumal die Band sich nicht in die Härte um der Härte willen verrennt. Es kommt einfach, wie es kommen muss, wenn einem etwas schwer auf dem Gemüt lastet. Bei Hodja führt das zu einer Heaviness, die nicht zwangsweis­e mit G es ch windigkeit­s erhöhungen einhergeht. Die Last bremst sie eher, das macht die Musik so richtig heavy: Jon Spencers Blues Explosion auf 20 Umdrehunge­n pro Minute.

Was bisher schon sehr gut war, bringen Hodja auf The Flood zur Meistersch­aft. Im Fach des dreckigen Rock zählt das Album zu den besten Arbeiten des letzten Jahres. Es schlägt den guten Vorgänger um Längen, istviril er, abwechslun­gsreicher, lässiger.

Live war die Band schon einmal im Fluc zu bestaunen, Gefangene wurden damals keine gemacht. Mit diesem Album im Gepäck könnte eine Weihestund­e anstehen. Nur damit nachher niemand sagen kann, sie oder er hätten nichts davon gewusst.

 ??  ?? Klassische­r Fall von gestellter Aufnahme: So gemütlich wird in ihrer Musik nicht rumgeknotz­t. Das Trio Hodja spielt den Blues nicht bloß, es prügelt ihn nachgerade.
Klassische­r Fall von gestellter Aufnahme: So gemütlich wird in ihrer Musik nicht rumgeknotz­t. Das Trio Hodja spielt den Blues nicht bloß, es prügelt ihn nachgerade.

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