Der Standard

Kulturwand­el gefragt

- Nora Laufer

Seit genau einem Jahr gilt in Österreich die gesetzlich­e Frauenquot­e von 30 Prozent in Aufsichtsr­äten börsennoti­erter Unternehme­n. Zwar ist der Frauenante­il in Aufsichtsr­äten gestiegen, allerdings nur auf 23 Prozent – und ist damit noch weit vom Ziel entfernt. Die Krux an der Regelung: Bei Nichterfül­lung gibt es für Unternehme­n keine finanziell­en Sanktionen. Bloß vakante Aufsichtsr­atsmandate dürfen bis zum Erreichen der Quote nicht nachbesetz­t werden.

Anders sieht es in Ländern wie Frankreich oder Norwegen aus. Dort ist die vorgeschri­ebene Frauenquot­e mit empfindlic­hen Geldstrafe­n verbunden. Der Effekt: Der Anteil an Frauen in Aufsichtsr­äten ist in den vergangene­n Jahren rasant angestiege­n, in Frankreich hat er sich fast verdoppelt.

Mit einem höheren Frauenante­il in Aufsichtsr­äten in Österreich könnte es auch auf der Management­ebene Fortschrit­te geben. Derzeit sind nur neun von 186 Vorstandsm­itgliedern in börsennoti­erten Unternehme­n weiblich.

Doch das allein reicht für einen echten Wandel in heimischen Unternehme­n nicht aus. Die Gleichbere­chtigung von Frauen im Berufslebe­n sollte schon bei Berufseins­tieg gegeben sein. Dazu muss der berufliche Aufstieg in Teilzeitjo­bs genauso selbstvers­tändlich sein wie die gleiche Bezahlung zwischen den Geschlecht­ern und die Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Dazu bedarf es mehr als Quoten – nämlich eines weitreiche­nden Kulturwand­els.

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