Trump schickt türkische Lira auf Talfahrt
Donald Trump droht der Türkei einmal mehr mit gezwitscherten Botschaften und bringt damit die Landeswährung noch mehr unter Druck. Das kommt bei der Regierung gar nicht gut an.
Trump betreibt gerne Weltpolitik per Twitter, das ist mittlerweile bekannt. Am Sonntag drohte er wieder einmal mit der „ökonomischen Zerstörung“eines Staates. Es traf – nicht zum ersten Mal – die Türkei. Der amerikanische Präsident twitterte, er würde die „Türkei wirtschaftlich vernichten“, wenn Ankara die Kurden angreife. Diese sollten aber ihrerseits „die Türken auch nicht provozieren“. Die türkische Lira gab daraufhin um knapp drei Prozent nach.
Trumps Tweets sind mehr als megalomane Drohungen. Die Türkei leidet noch immer unter einer Finanzkrise, die von Trumps Twitter-Aktivitäten mitausgelöst wurde. Im vergangenen Sommer weigerte sich Ankara, einen inhaftierten amerikanischen Pastor freizulassen. Der US-Präsident drohte auf Twitter mit Strafzöllen und wirtschaftlichen Sanktionen.
In der Folge stürzte die türkische Währung regelrecht ab. Bekam man im Jänner 2018 für einen US-Dollar 3,75 türkische Lira, waren es im August, am Höhepunkt der Krise, 6,8 Lira.
Der Verfall der Währung hat türkische Unternehmen in Bedrängnis gebracht. Viele hatten sich in den vergangenen Jahren zu guten Konditionen in Euro und US-Dollar verschuldet. Mit einer fallenden Währung steigt deren Zinslast. Die Folge sind Zahlungsausfälle und Insolvenzen. Zahlreiche Ökonomen rechnen deswegen mit einer Rezession für 2019.
Außerdem verteuern sich Importe, was wiederum die Inflation anheizt. Diese hatte im Oktober einen Spitzenwert von 25 Prozent erreicht. Seitdem ist die Preissteigerung zwar leicht rückläufig, aber mit 20 Prozent immer noch schmerzhaft hoch. Die schwache Währung trifft vor allem die türkische Mittelschicht, die sich nun Auslandsreisen oder Studienaufenthalte nicht mehr leisten kann. Ärmere leiden unter den Preissteigerungen für Transport, Strom, Wasser und Lebensmittel. Die türkische Regierung setzt das unter Druck – im kommenden März sind Kommunalwahlen. Die AKP-Regierung fürchtet unter anderem, die größte Stadt Istanbul an die Oppositionspartei CHP zu verlieren. Die AK-Partei regiert dort und in Ankara seit 25 Jahren. In Ankara reagierte man mit Unverständnis auf Trumps Tweet. Regierungssprecher Ibrahim Kalin twitterte, Trump solle nicht den „fatalen Fehler begehen und YPG und Kurden gleichsetzen“. Erstere sei eine Gruppe, die sich auch auf der US-Liste terroristischer Organisationen befinde. Erdogans Kommunikationschef Fahrettin Altun ging noch weiter und nannte die Türkei „Beschützerin der Kurden“. Die Verwirrung war entstanden, nachdem Trump Ende Dezember überraschend den Rückzug der US-Truppen aus Syrien angekündigt hatte. In den folgenden Tagen aber ruderte Trump zurück und verschob selbigen mehrmals. Ankara sieht die YPG als verlängerten Arm der PKK. Durch einen Abzug der USTruppen erhielte die Türkei die Möglichkeit, relativ ungehindert gegen die Miliz vorgehen zu können. Ankara fordert seit Jahren die Einrichtung einer 30 Kilometer breiten Sicherheitszone auf der syrischen Seite der Grenze.