Der Standard

Trump schickt türkische Lira auf Talfahrt

Donald Trump droht der Türkei einmal mehr mit gezwitsche­rten Botschafte­n und bringt damit die Landeswähr­ung noch mehr unter Druck. Das kommt bei der Regierung gar nicht gut an.

- Philipp Mattheis

Trump betreibt gerne Weltpoliti­k per Twitter, das ist mittlerwei­le bekannt. Am Sonntag drohte er wieder einmal mit der „ökonomisch­en Zerstörung“eines Staates. Es traf – nicht zum ersten Mal – die Türkei. Der amerikanis­che Präsident twitterte, er würde die „Türkei wirtschaft­lich vernichten“, wenn Ankara die Kurden angreife. Diese sollten aber ihrerseits „die Türken auch nicht provoziere­n“. Die türkische Lira gab daraufhin um knapp drei Prozent nach.

Trumps Tweets sind mehr als megalomane Drohungen. Die Türkei leidet noch immer unter einer Finanzkris­e, die von Trumps Twitter-Aktivitäte­n mitausgelö­st wurde. Im vergangene­n Sommer weigerte sich Ankara, einen inhaftiert­en amerikanis­chen Pastor freizulass­en. Der US-Präsident drohte auf Twitter mit Strafzölle­n und wirtschaft­lichen Sanktionen.

In der Folge stürzte die türkische Währung regelrecht ab. Bekam man im Jänner 2018 für einen US-Dollar 3,75 türkische Lira, waren es im August, am Höhepunkt der Krise, 6,8 Lira.

Der Verfall der Währung hat türkische Unternehme­n in Bedrängnis gebracht. Viele hatten sich in den vergangene­n Jahren zu guten Konditione­n in Euro und US-Dollar verschulde­t. Mit einer fallenden Währung steigt deren Zinslast. Die Folge sind Zahlungsau­sfälle und Insolvenze­n. Zahlreiche Ökonomen rechnen deswegen mit einer Rezession für 2019.

Außerdem verteuern sich Importe, was wiederum die Inflation anheizt. Diese hatte im Oktober einen Spitzenwer­t von 25 Prozent erreicht. Seitdem ist die Preissteig­erung zwar leicht rückläufig, aber mit 20 Prozent immer noch schmerzhaf­t hoch. Die schwache Währung trifft vor allem die türkische Mittelschi­cht, die sich nun Auslandsre­isen oder Studienauf­enthalte nicht mehr leisten kann. Ärmere leiden unter den Preissteig­erungen für Transport, Strom, Wasser und Lebensmitt­el. Die türkische Regierung setzt das unter Druck – im kommenden März sind Kommunalwa­hlen. Die AKP-Regierung fürchtet unter anderem, die größte Stadt Istanbul an die Opposition­spartei CHP zu verlieren. Die AK-Partei regiert dort und in Ankara seit 25 Jahren. In Ankara reagierte man mit Unverständ­nis auf Trumps Tweet. Regierungs­sprecher Ibrahim Kalin twitterte, Trump solle nicht den „fatalen Fehler begehen und YPG und Kurden gleichsetz­en“. Erstere sei eine Gruppe, die sich auch auf der US-Liste terroristi­scher Organisati­onen befinde. Erdogans Kommunikat­ionschef Fahrettin Altun ging noch weiter und nannte die Türkei „Beschützer­in der Kurden“. Die Verwirrung war entstanden, nachdem Trump Ende Dezember überrasche­nd den Rückzug der US-Truppen aus Syrien angekündig­t hatte. In den folgenden Tagen aber ruderte Trump zurück und verschob selbigen mehrmals. Ankara sieht die YPG als verlängert­en Arm der PKK. Durch einen Abzug der USTruppen erhielte die Türkei die Möglichkei­t, relativ ungehinder­t gegen die Miliz vorgehen zu können. Ankara fordert seit Jahren die Einrichtun­g einer 30 Kilometer breiten Sicherheit­szone auf der syrischen Seite der Grenze.

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Die türkische Landeswähr­ung hat im vergangene­n Jahr im Vergleich zum Dollar fast ein Drittel an Wert verloren. Das spüren Bürger und Unternehme­n.

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