Der Standard

Goldgruber­s Lücken

Auch bei seinem zweiten Auftritt vor dem U-Ausschuss erinnerte sich Peter Goldgruber, Generalsek­retär im Innenminis­terium, nur lückenhaft an wichtige Vorgänge rund um die Ermittlung­en gegen das BVT.

- Fabian Schmid, Maria Sterkl

Der Generalsek­retär des Innenminis­teriums erinnert sich auch bei der zweiten Befragung in puncto BVT nur lückenhaft.

Das Kartenspie­l „Schwarzer Peter“kennt wohl jeder. Man legt Kartenpaar­e ab, hebt ab und steckt eine Karte seinem Nachbarn zu. Irgendwann sind alle Paare abgelegt, und ein Spieler bleibt mit dem „Schwarzen Peter“übrig. Peter Goldgruber, mehr blau als schwarz, ist das in seiner Kindheit schon oft passiert, erzählt er nach dem BVTUntersu­chungsauss­chuss. Damit habe er aber kein Problem. Vor allem glaube er nicht, dass er in der Causa BVT den schwarzen Peter zugespielt bekommen habe.

Opposition­spolitiker und Journalist­en sehen das anders. Geht es um merkwürdig­e Aktivitäte­n des Innenminis­teriums, die zur Razzia beim BVT entscheide­nd beigetrage­n haben dürfen, taucht immer wieder Goldgruber auf – jedoch nur selten Innenminis­ter Herbert Kickl.

Deutlich wurde das auch bei der ersten Befragung von Goldgruber im November, bei der er zahlreiche­n anderen Zeugen widersprac­h. Mehr als fünfzehn Mal stellte er damals Dinge anders dar als etwa BVT-Direktor Peter Gridling, die Generaldir­ektorin für Öffentlich­e Sicherheit Michaela Kardeis oder Minister Kickl selbst.

Bei seinem zweiten Auftritt am Mittwoch konnte Goldgruber diese Diskrepanz­en nicht aufklären. Nach wie vor steht es in einigen entscheide­nden Fragen Aussage gegen Aussage. So hatte Gridling behauptet, dass Goldgruber ihn nach der Identität von verdeckten Ermittlern gefragt habe. Das bestreitet Goldgruber, es sei aber „auch nicht relevant, da ich sein Vorgesetzt­er bin“. Auch bei der Frage, ob er Kickl nach dem Tref- fen mit der fallführen­den Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer informiert habe, bleibt Goldgruber vage. „Sie oder Minister Kickl – wer sagt hier die Wahrheit“, fragte Peter Pilz nach. Das sei „nicht mein Thema“, repliziert­e Goldgruber.

So lief die Befragung also ähnlich zu Goldgruber­s erstem Auftritt ab, sie ergab inhaltlich jedenfalls kaum Neues. So bleibt alles beim Alten – und Goldgruber vorerst Generalsek­retär. Er habe „hundertpro­zentig das nötige Vertrauen von Kickl“, sagte Goldgruber. Einen Rücktritt lehne er ab, da zwar Ermittlung­en gegen ihn geprüft werden, er aber nicht als Beschuldig­ter geführt wird.

Sag mir, wo die Akten sind

Bei der zweiten Befragung ging es vor allem um die Frage fehlender Aktenliefe­rungen. Der U-Ausschuss beklagt schon seit Längerem, dass wichtige Akten fehlen, die dringend für die Aufarbeitu­ng des zweiten Kapitels im U-Ausschuss benötigt werden. Die Abgeordnet­en wollen „ÖVP-Netzwerke“im Innenminis­terium untersuche­n, eine wichtige Rolle spielen etwa die Ermittlung­en und der Prozess gegen Tierschütz­er. Sektionsch­ef Mathias Vogl sollte nun beantworte­n, warum etwa dazu keine Akten geliefert wurden. Das entzog sich aber meistens seiner Kenntnis.

„Wenn Sie mir die Aktenzahl zukommen lassen, dann werde ich das gern eintragen“, wiederholt­e Vogl immer wieder. Dieses Angebot nahmen einige Abgeordnet­e an, sodass der Ausschuss stellenwei­se zu einer Vorlesung von Ziffern- und Buchstaben­kom- binationen geriet. Vogl monierte, dass Mitarbeite­r „desavouier­t“werden, indem ihnen böse Absichten unterstell­t würden. Aber manche Akten könnten etwa schon skartiert worden sein.

Neos-Abgeordnet­e Stefanie Krisper fragte nach, wie Vogl seine eigenen Unterlagen durchsucht hatte. Der bestritt, mit dem BVT zu tun zu haben, woraufhin ihm ein E-Mail-Verlauf zwischen ihm und einem ehemaligen BVTMitarbe­iter und jetzigen Beschuldig­ten vorgelegt wurde. Dabei ging es um eine geplante Gesetzesän­derung, die bestimmten Führungspe­rsonen im BVT mehr Rechte erlaubte. Das sei sachpoliti­sch begründbar, erklärte Vogl.

Zuständig für die Bearbeitun­gen ist unter Vogl übrigens jene Kabinettsm­itarbeiter­in, die durch ihre Anwesenhei­t im Medienraum des U-Ausschusse­s aufgefalle­n war. Das ging zuvor aus der Befragung von Goldgruber hervor.

Positive Zwischenbi­lanz

Vor dem Start der Befragunge­n hatten Fraktionsf­ührer und Ausschussv­orsitzende Doris Bures (SPÖ) eine vorsichtig positive Zwischenbi­lanz über die Tätigkeit des U-Ausschusse­s geliefert. Insgesamt hat der U-Ausschuss 213.682 Aktenseite­n erhalten. Das ist zwar sehr wenig im Vergleich zum Hypo-Ausschuss (16 Millionen Seiten), allerdings weit mehr als zum Start des BVT-Ausschusse­s im vergangene­n Juni. Damals stand man noch bei 76.169 Seiten.

Der U-Ausschuss soll jedenfalls bis September verlängert werden, darin waren sich die Abgeordnet­en schon jetzt einig. Der genaue Fahrplan soll in den kommenden Tagen erstellt werden. Heute, Mittwoch, geht es mit einer ehemaligen Mitarbeite­rin des Innenminis­teriums und einem einstigen Aktivisten der Österreich­ischen Hochschüle­rschaft weiter.

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