Lawinengefahr trotz Wetterbesserung weiter groß
Auch wenn das Wetter einen ruhigeren Gang eingelegt hat: Die Situation in den Nord- und Zentralalpen entspannt sich nur langsam. Die Lawinengefahr bleibt groß, die Schneehöhen erreichen Rekordniveau.
Es grenzt fast an ein Wunder: Nur vier Stunden früher, und es hätte in der Nacht auf Dienstag in der steirischen Ramsau eine Großkatastrophe gegeben. Gegen ein Uhr in der Früh hat die Eiskarlawine Teile des Apartmenthauses Sonne und des Kirchenwirtes Pehab verschüttet. Der Speisesaal beim Kirchenwirt war bis einen Meter unter die Decke mit Schnee gefüllt. Ein paar Stunden früher war der Saal mit Gästen voll – so wurde aber niemand verletzt.
Auch in Tirol wurden bei Lawinenabgängen zu Wochenbeginn zwei Häuser getroffen. In Brixen im Thale wurde ein Anwesen arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Bewohner blieben aber zum Glück unverletzt. Und auch in Waidring verursachte eine Lawine einen Gebäudeschaden.
Todesopfer in Kärnten
Im Bereich des Ankogel in Kärnten bei Mallnitz wurde Dienstagmittag am Rande des Skigebietes ein 24-jähriger Tscheche bei einem Lawinenunfall getötet. Der junge Mann war mit seinem Vater auf Skitour.
Und auch wenn sich das Wetter inzwischen deutlich beruhigt hat: Die Lawinenwarnstufe 4 bleibt für weite Teile der Nord- und Zentralalpen weiterhin aufrecht. Für die Einsatzkräfte heißt es also durchhalten. Sie werden österreichweit von rund 1500 Soldaten des Bundesheeres unterstützt.
Die Entspannung der Lage geht freilich nur sehr langsam voran: Die Stadt Innsbruck beispielsweise hat am Dienstagnachmittag die nach den heftigen Schneefällen ausgegebenen Sicherheitsanweisungen für rund 80 Gebäude in der roten und gelben Lawinengefahrenzone wieder aufgehoben. In der Stadt Salzburg hingegen bleibt des Hausberg – der Gaisberg – weiterhin gesperrt.
Auch nur teilweise konnten einzelne Sperren wieder aufgehoben werden: So ist Lech am Arlberg wieder erreichbar, das Glemmtal im Salzburger Pinzgau ist ebenfalls wieder offen; das Großarltal ist am Dienstag zumindest vorübergehend erreichbar gewesen.
100 Straßen noch gesperrt
Die Straßen ins Paznaun sowie ins Ötztal sind ebenfalls wieder frei. Der Felbertauern von Mittersill nach Osttirol soll am Mittwoch für den Verkehr freigegeben werden. Aber allein in Salzburg waren mit Stand Dienstagabend immer noch rund 20.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt sind in Österreich rund 100 Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt.
Während der Dienstag auf den Straßen eine erste Erleichterung gebracht hat, bleiben viele Bahnstrecken weiterhin zu. Die Verbindungen von Tirol nach Bayern via Mittenwald sowie Garmisch-Partenkirchen werden voraussichtlich erst am Wochenende wieder frei sein. Die Arlbergbahnstrecke bleibt mindestens bis Donnerstag gesperrt. In Salzburg ist die Bahn- strecke über den Pass Lueg ebenfalls noch nicht wieder befahrbar.
In der Steiermark sorgten die Schneemassen im Ausseerland für Probleme im Bahnverkehr. So blieb ein ÖBB-Zug aus Richtung Bad Mitterndorf im Tiefschnee vor Bad Aussee einfach stecken.
Der schneereiche Jahresbeginn brachte auch neue meteorologische Rekorde bei den 15-tägigen Neuschneemengen, wie die ZAMG mitteilte. So wurden in Seefeld (Tirol) mit 2,83 Metern, in Abtenau (Salzburg) mit 2,40 Metern und in Bad Mitterndorf (Steiermark) mit 2,70 Metern neue Bestmarken gemessen. Die statistische Wiederkehrzeit für die Rekordorte sei schwer zu erfassen, liege aber bei mehr als 100 Jahren, ähnlich wie für die 4,51 Meter Neuschneesumme in Hochfilzen.
Forschung Spezial Seiten 12 und 13