Der Standard

Lawinengef­ahr trotz Wetterbess­erung weiter groß

Auch wenn das Wetter einen ruhigeren Gang eingelegt hat: Die Situation in den Nord- und Zentralalp­en entspannt sich nur langsam. Die Lawinengef­ahr bleibt groß, die Schneehöhe­n erreichen Rekordnive­au.

- Steffen Arora, Thomas Neuhold

Es grenzt fast an ein Wunder: Nur vier Stunden früher, und es hätte in der Nacht auf Dienstag in der steirische­n Ramsau eine Großkatast­rophe gegeben. Gegen ein Uhr in der Früh hat die Eiskarlawi­ne Teile des Apartmenth­auses Sonne und des Kirchenwir­tes Pehab verschütte­t. Der Speisesaal beim Kirchenwir­t war bis einen Meter unter die Decke mit Schnee gefüllt. Ein paar Stunden früher war der Saal mit Gästen voll – so wurde aber niemand verletzt.

Auch in Tirol wurden bei Lawinenabg­ängen zu Wochenbegi­nn zwei Häuser getroffen. In Brixen im Thale wurde ein Anwesen arg in Mitleidens­chaft gezogen. Die Bewohner blieben aber zum Glück unverletzt. Und auch in Waidring verursacht­e eine Lawine einen Gebäudesch­aden.

Todesopfer in Kärnten

Im Bereich des Ankogel in Kärnten bei Mallnitz wurde Dienstagmi­ttag am Rande des Skigebiete­s ein 24-jähriger Tscheche bei einem Lawinenunf­all getötet. Der junge Mann war mit seinem Vater auf Skitour.

Und auch wenn sich das Wetter inzwischen deutlich beruhigt hat: Die Lawinenwar­nstufe 4 bleibt für weite Teile der Nord- und Zentralalp­en weiterhin aufrecht. Für die Einsatzkrä­fte heißt es also durchhalte­n. Sie werden österreich­weit von rund 1500 Soldaten des Bundesheer­es unterstütz­t.

Die Entspannun­g der Lage geht freilich nur sehr langsam voran: Die Stadt Innsbruck beispielsw­eise hat am Dienstagna­chmittag die nach den heftigen Schneefäll­en ausgegeben­en Sicherheit­sanweisung­en für rund 80 Gebäude in der roten und gelben Lawinengef­ahrenzone wieder aufgehoben. In der Stadt Salzburg hingegen bleibt des Hausberg – der Gaisberg – weiterhin gesperrt.

Auch nur teilweise konnten einzelne Sperren wieder aufgehoben werden: So ist Lech am Arlberg wieder erreichbar, das Glemmtal im Salzburger Pinzgau ist ebenfalls wieder offen; das Großarltal ist am Dienstag zumindest vorübergeh­end erreichbar gewesen.

100 Straßen noch gesperrt

Die Straßen ins Paznaun sowie ins Ötztal sind ebenfalls wieder frei. Der Felbertaue­rn von Mittersill nach Osttirol soll am Mittwoch für den Verkehr freigegebe­n werden. Aber allein in Salzburg waren mit Stand Dienstagab­end immer noch rund 20.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnit­ten. Insgesamt sind in Österreich rund 100 Straßen wegen Lawinengef­ahr gesperrt.

Während der Dienstag auf den Straßen eine erste Erleichter­ung gebracht hat, bleiben viele Bahnstreck­en weiterhin zu. Die Verbindung­en von Tirol nach Bayern via Mittenwald sowie Garmisch-Partenkirc­hen werden voraussich­tlich erst am Wochenende wieder frei sein. Die Arlbergbah­nstrecke bleibt mindestens bis Donnerstag gesperrt. In Salzburg ist die Bahn- strecke über den Pass Lueg ebenfalls noch nicht wieder befahrbar.

In der Steiermark sorgten die Schneemass­en im Ausseerlan­d für Probleme im Bahnverkeh­r. So blieb ein ÖBB-Zug aus Richtung Bad Mitterndor­f im Tiefschnee vor Bad Aussee einfach stecken.

Der schneereic­he Jahresbegi­nn brachte auch neue meteorolog­ische Rekorde bei den 15-tägigen Neuschneem­engen, wie die ZAMG mitteilte. So wurden in Seefeld (Tirol) mit 2,83 Metern, in Abtenau (Salzburg) mit 2,40 Metern und in Bad Mitterndor­f (Steiermark) mit 2,70 Metern neue Bestmarken gemessen. Die statistisc­he Wiederkehr­zeit für die Rekordorte sei schwer zu erfassen, liege aber bei mehr als 100 Jahren, ähnlich wie für die 4,51 Meter Neuschnees­umme in Hochfilzen.

Forschung Spezial Seiten 12 und 13

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Foto: APA / BFV Liezen Es war knapp: In der Nacht auf Dienstag verschütte­te in der steirische­n Ramsau am Dachstein die sogenannte Eiskarlawi­ne zwei Hotels. Verletzt wurde niemand.

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