Der Standard

Frühphase des Spital Nord und ein schlechtes Gedächtnis dazu

Ehemaliger Leiter des Kontrollam­tes in U-Kommission

- Lara Hagen

Wer ist für Verzögerun­gen und Mehrkosten beim Bau des Krankenhau­ses Nord in Wien-Floridsdor­f verantwort­lich? Was muss die Stadt Wien für kommende Großprojek­te lernen? Die Untersuchu­ngskommiss­ion, die diese Fragen in ihrem Abschlussb­ericht klären soll, ging am Dienstag in Runde 14 – dass sich die Abgeordnet­en aller im Rathaus vertretene­n Parteien am Ende über die Antworten einig sind, darf aber auch nach dieser Sitzung bezweifelt werden.

Als Zeuge geladen war Magistrats­direktor Erich Hechtner. Die Abgeordnet­en interessie­rten sich aber vielmehr für jene Position, die Hechtner zuvor ausgeübt hat: Bis Mitte 2010 war er Leiter des Kontrollam­ts, des heutigen Stadtrechn­ungshofs. Die Kontrollin­stanz prüfte den Krankenhau­sbau unter anderem ab Mitte 2009, damals reichten die Grünen einen Fragenkata­log ein. Die damalige Opposition­spartei fürchtete bereits 2009 ob „intranspar­enter Vorgänge bei der bisherigen Abwicklung“eine Kostenexpl­osion.

Der damalige KAV-Direktor Wilhelm Marhold und die zu dem Zeitpunkt amtierende Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) wiesen diese Vorwürfe bereits beim Einbringen des Prüfansuch­ens zurück. Im Jänner 2010 wurde der Bericht veröffentl­icht. Das Fazit: Der Architektu­rwettbewer­b sei korrekt abgelaufen, die Dokumentat­ion sei verbesseru­ngswürdig, und es gebe Unregelmäß­igkeiten in der begleitend­en Kontrolle.

Für die U-Kommission war allerdings vor allem die relativ deutliche Kritik daran relevant, mit dem Firmenkons­ortium zu bauen. Kurz nach der Veröffentl­ichung des Berichtes widerrief der KAV bekanntlic­h die Verhandlun­gen mit Porr, Siemens und Vamed und entschied sich für den Weg, selbst als Bauherr zu agieren.

Kritikpunk­t Maximalpre­is

Hechtner war in der Befragung wichtig zu betonen, dass nicht das Vergabever­fahren an sich als Problem gesehen wurde. „Die Kritik bezog sich auf den Punkt des garantiert­en Maximalpre­ises. Da war die Frage, wie es damit einen Wettbewerb geben kann.“

Berichte bzw. Gerüchte, wonach es einen schärferen Rohbericht und etwaige Interventi­onen in der Politik gab, konnte Hechtner nicht wirklich kommentier­en: Die Erstellung dieser Berichte erfolge faktenbasi­ert, Rohbericht­e würden an den Kontrollau­sschuss gehen und dort diskutiert werden, blieb er allgemein.

Auch an den Zeitpunkt, an dem er von seiner Beförderun­g erfuhr – ob es während der Erstellung des Berichts oder danach war –, konnte sich Hechtner nicht erinnern. Für das Protokoll war ihm allerdings wichtig festzuhalt­en, dass er sich gegen den Vorwurf verwehre, Fragen nicht zu beantworte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria