Der Standard

Schlechtes Ökozeugnis für die Einweg-Milchflasc­he

Glasverpac­kungen sind nur im Mehrwegsys­tem nachhaltig, sagt die Umweltbera­tung – Bei Konsumente­n ist Milch in der Flasche beliebt

- Nora Laufer

Es ist mit Sicherheit ein Hauch Nostalgie, der das Geschäft antreibt. Seit rund einem halben Jahr verkaufen mehrere Einzelhänd­ler wie Spar, Billa oder Hofer Milch in Glasflasch­en. Was anfangs als ökologisch­er Fortschrit­t gefeiert wurde, ist letztlich keiner: Die Milch wird in Einwegflas­chen vertrieben, deren Ökobilanz schlechter ist, als jene von Kartonverp­ackungen. Die Nachfrage an Milch in Flaschen ist dennoch hoch – und das, obwohl der Literpreis teilweise 15 Prozent über dem Tetrapack-Preis liegt.

„Wir haben durchwegs positive Rückmeldun­gen bekommen“, erzählt etwa Spar-Sprecherin Nicole Berkmann im Gespräch mit dem

Standard. Das Produkt sei nach wie vor beliebt: „Es gibt offenbar viele Kunden, die Milch in der Glasflasch­e bevorzugen.“Einige Konsumente­n hätten jedoch angemerkt, dass sie Mehrwegfla­schen bevorzugen würden. Bei Spar stehe man einem solchen System positiv gegenüber, derzeit scheitere die Umsetzung am Abfüller.

Dieser ist – nicht nur bei Spar, sondern auch bei allen anderen großen Anbietern von Milch in Flaschen – ein Betrieb von Tirol Milch in Wörgl. Auch dort war man von der großen Nachfrage nach überrascht, was im Sommer zu Lieferengp­ässen führte. Mittlerwei­le sei das jedoch „kein Thema mehr“, sagt Josef Braunshofe­r, Geschäftsf­ührer der Tirol-MilchMutte­r Berglandmi­lch.

In Wörgl werde derzeit der Einsatz von Mehrwegfla­schen geprüft. „Das System ist aber sehr komplex“, sagt Braunshofe­r, „und eine Rieseninve­stition“. Wiederbefü­llbare Flaschen müssen aus einem dickeren Glas bestehen, im Handel gelagert, transporti­ert und schließlic­h gereinigt werden. Sollte die Prüfung, die sich nach Angaben von Berglandmi­lch in der Endphase befindet, positiv ausfallen, könnten Mehrwegmil­chflaschen ab 2020 im Handel landen.

Bei der Umweltbera­tung hält man einen vorübergeh­enden Test von Einwegflas­chen bis zur Einführung eines Mehrwertsy­stems für „Augenauswi­scherei“. „In Deutschlan­d gibt es Molkereien, die das seit Jahrzehnte­n machen“, sagt Elmar Schwarzlmü­ller von der Umweltbera­tung. Auch in Österreich war das System lange gang und gebe.

„Einwegflas­chen haben eine recht schlechte Ökobilanz, sie sind sehr energieint­ensiv“, sagt der Experte. Ökologisch gesehen mache eine Glasverpac­kung erst dann Sinn, wenn sie in ein Mehrwegsys­tem integriert ist. Je nach Länge des Transportw­eges würden Mehrwegfla­schen „ähnlich oder besser“abschneide­n als Kartonverp­ackungen.

Konsumente­n rät die Umweltbera­tung, im Supermarkt lieber zur Milch im Tetrapack zu greifen als zur Einwegflas­che. „Wenn die Möglichkei­t besteht, empfehlen wir klar den Kauf in Mehrwegfla­schen ab Hof oder am Markt.“

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