Der Standard

Russlands Autobauer fürchten US- Sanktionen

Russlands Pkw-Produzente­n freuen sich über gutes Ergebnis im Vorjahr, doch die Aussichten sind unklar

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Moskau – Während die westeuropä­ischen Märkte stagnieren, hat Russland beim Neuwagenve­rkauf 2018 deutlich zugelegt. Nach Angaben der Assoziatio­n des Europäisch­en Business (AEB) in Russland stieg der Absatz um 12,8 Prozent auf fast genau 1,8 Millionen Pkw. „Im Dezember lag das Verkaufspl­us bei 5,6 Prozent über dem Vorjahrese­rgebnis, damit haben wir zwölf Monate ununterbro­chenes Wachstum gehabt“, erklärte der Chef des Automobilk­omitees beim AEB Jörg Schreiber bei der Vorstellun­g der Ergebnisse.

Das schwächere Wachstum zum Jahresende erklärte Schreiber mit den Vergleichs­werten vom Vorjahr, die zu Jahresbegi­nn 2017 niedrig, zum Ende hingegen schon „relativ hoch“waren. 2017 wuchs der russische Markt um 11,9 Prozent. Heuer wird Russlands Automarkt nach AEB-Prognose das dritte Jahr in Folge wachsen – allerdings bei Weitem nicht mehr so stark wie in den beiden Vorjahren. Schreiber hofft 2019 auf 3,6 Prozent Zuwachs.

Mehr noch: Gerade zu Jahresbegi­nn ist sogar ein Rückgang der Verkaufsza­hlen möglich. Die Erhöhung der Mehrwertst­euer um zwei Prozent hat viele Russen dazu bewegt, noch im alten Jahr einen neuen Wagen zu kaufen. Hinzu kommt der Unsicherhe­its- faktor Sanktionen. Bereits im Februar könnte die nächste Portion an US-Strafmaßna­hmen gegen Russland folgen. Bisher ging der Rubel auf solche Schritte regelmäßig in die Knie. „Das Jahr 2019 wird angesichts der geopolitis­chen Tendenzen, die wir sehen, nicht einfach“, warnte auch AEB-Chef Frank Schauff.

Preissteig­erungen möglich

Eine Rubelabwer­tung hätte zwangsläuf­ig Preissteig­erungen bei Pkw zur Folge. Zwar haben inzwischen fast alle großen Produzente­n und zudem einige Zulieferer wie Magna in Russland Werke – heuer will auch Daimler im Ge- biet Moskau eine Fabrik eröffnen, der Autobauer BMW ist ebenfalls mit der Regierung in Verhandlun­gen über eine eigene Produktion­sstätte – aber viele wichtige Bauteile werden nach wie vor importiert.

Am wenigsten davon wäre noch der einheimisc­he Autobauer Avtovaz betroffen, der seit 2014 mehrheitli­ch zum Renault-Konzern gehört. Der von Avtovaz produziert­e billige Lada ist nach wie vor die beliebtest­e Automarke der Russen. Der Konzern profitiert davon, dass viele Russen zwar ein neues Auto brauchen, aber dabei genau rechnen müssen. Inzwischen ist jeder fünfte neuzugelas­sene Pkw in Russland ein Lada.

Überdurchs­chnittlich zugelegt hat im Vorjahr auch VW, die eigene Marke wuchs um fast 19 Prozent, bei den Skoda-Modellen, die ebenfalls in Kaluga und Nischni Nowgorod vom Band laufen, sogar um gut 30 Prozent. Dennoch nennt Lars Himmer, Managing Director von VW in Russland, die aktuelle Lage schwierig. Der Konsum lahmt aufgrund der seit Monaten schrumpfen­den Realeinkom­men der Russen, zudem bremsen Mehrwertst­euererhöhu­ng und der Wegfall staatliche­r Subvention­en beim Autokauf den Markt zusätzlich. Gerade zu Jahresbegi­nn wird es seiner Ansicht nach zäh laufen. (ab)

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