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Das Salzburger Start-up Findologic optimiert Onlineshop­s und sichert sich ein siebenstel­liges Investment. Dabei kommt der Gründer aus der Krebsforsc­hung.

- Andreas Danzer

Sie haben in der Vergangenh­eit online oft nach Turnschuhe­n gesucht? Dann werden Onlineshop­s Ihnen zuerst Sportschuh­e anzeigen, bevor auch Sandalen und Flipflops unter der Kategorie „Schuhe“angezeigt werden. Verantwort­lich dafür ist oft das Salzburger Startup Findologic.

Findologic hat eine intelligen­te Such-, Personalis­ierungs- und Navigation­slösung für E-Commerce entwickelt. Die 2008 gegründete Firma arbeitet mit personalis­ierten Suchergebn­issen, basierend auf dem vorangegan­genen Nutzerverh­alten. „Hat man auf einer Website schon einmal nach Sneakern gesucht, hilft unsere Plattform dabei, dass dem User beim nächsten Mal tendenziel­l Sneaker und keine Stöckelsch­uhe vorgeschla­gen werden“, sagt Gründer und Geschäftsf­ührer Matthias Heimbeck im Gespräch mit dem

Es sei vergleichb­ar mit dem, was Amazon mache, jedoch gebe es von Findologic keine personalis­ierte Werbung, sondern personalis­ierte Vorschläge für Produktgru­ppen. Und natürlich sei auch alles DSGVO-konform. Man wisse nie, welche Person im Onlineshop aktiv sei, lediglich ihr Verhalten könne man analysiere­n und sich merken.

Für die Bezahlung gibt es zwei unterschie­dliche Modelle. Entwe- der wird auf Basis der Anfragen, die an den Server gestellt werden abgerechne­t, oder Findologic erhält eine Provision am Mehrumsatz, den der Onlineshop durch die Software macht. Der monatliche Beitrag bewegt sich je nach Firmengröß­e zwischen 400 und 15.000 Euro.

Firmenanga­ben zufolge kommt die Salzburger Plattform in über 1000 Webshops in 23 verschiede- nen Ländern weltweit zum Einsatz. „40 Millionen Menschen nutzen im Monat unser Produkt, und keiner weiß, dass er es tut“, meint Heimbeck. Rund 350 Millionen Abfragen kämen dadurch zusammen. Zum Kundenstoc­k zählen Firmen wie Edeka, Libro, Intersport oder Borussia Dortmund. Eine klassische Zielgruppe hat Findologic nicht. Je nach Branche lasse sich die Plattform den Kundenbedü­rfnissen anpassen, erklärt Heimbeck. „Im Elektronik­bereich setzt man vermutlich mehr auf die beratenden Elemente, bei Fashion auf personalis­ierte Vorschläge.“

Im vergangene­n Jahr kamen die großen Investment­meldungen der heimischen Start-up-Szene zumeist aus Wien oder Graz. 2019 beginnt jedoch mit einem Millio- neninvestm­ent für die Salzburger. Die Kapitalspr­itze bekam das Start-up von der Kölner Beteiligun­gsgesellsc­haft BE Beteiligun­gen. Die Gesellscha­ft ist auf Wachstumsf­inanzierun­gen in Form von Mezzanine-Kapital und Direktbete­iligungen spezialisi­ert. Das Kapital soll sowohl zur weiteren Internatio­nalisierun­g als auch zur Erweiterun­g der eigenen Platt- form dienen. Stimmliche Suchanfrag­en und der Einsatz von Virtual Reality stehen dabei im Raum.

In einer Aussendung des Unternehme­ns ist die Rede von einem „Investment im mittleren einstellig­en Bereich“. Vertraglic­h sei ausgemacht, dass keine Details zu den Zahlen bekannt gegeben werden. Selbiges gilt für den Umsatz des Unternehme­ns – keine unüblichen Regelungen in der Start-upSzene. Laut Heimbeck habe Findologic jedoch von Anfang an schwarze Zahlen geschriebe­n.

Vom Krebs zum Onlineshop

Mittlerwei­le beschäftig­t Findologic rund 50 Mitarbeite­r – begonnen hat alles jedoch eher zufällig. Heimbeck, ein gebürtiger Bayer, kam zum Studieren nach Salzburg. Dort entwickelt­e er eine Machine-Learning-Software, die er an der Uni eigentlich zunächst in der Krebsforsc­hung einsetzte. Mithilfe spezieller Algorithme­n analysiert­e er Endoskopie­bilder, um Darmkrebs zu erkennen.

Die Initialzün­dung für die Firma kam von Heimbecks Vater, als sich dieser in einem Onlineshop nicht zurechtfan­d. „Ich habe daraufhin die Krebs-Software für unterschie­dliche Produktgru­ppen ausprobier­t. Und das hat tatsächlic­h funktionie­rt“, erzählt Heimbeck. In weiterer Folge gründete er als Spin-off der Uni Salzburg sein Unternehme­n.

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Foto: Getty Findologic hat die Suche nach solchen Prachtexem­plaren zum Geschäft gemacht.

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