Der Standard

EZB wird strenger zu Rom

Das von der Regierung in Rom als „Diktat“der EZB kritisiert­e Programm zum Abbau fauler Kredite bis 2026 kostet Italiens Bankensekt­or 15 Milliarden Euro.

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Mailand – Nach der Rettung der Genueser Sparkasse, den Problemen der Volksbank von Bari steht Monte dei Paschi di Siena (MPS) neuerdings im Fokus. Nach einer Warnung der EZB vor „beträchtli­chen Herausford­erungen“samt Aufforderu­ng zur Beschleuni­gung des Abbaues notleidend­er Kredite (NPL) wurde die Aktie der Bank am Dienstag vom Handel an der Mailänder Börse ausgesetzt.

Aber die EZB setzte noch eines drauf und verfügte, dass sämtliche unter ihrer engeren Kontrolle stehenden Banken (119) ihre Non Performing Loans (NPL) bis 2026 voll abschreibe­n müssen. Das trifft italienisc­he Banken am stärksten. Laut Bankenverb­and ABI machten die Brutto-NPL zu Jahresmitt­e 2018 rund 225 Milliarden Euro aus.

An der Mailänder Börse kam es am Dienstag zu einem Kurssturz der Bankaktien. Vor allem Aktien mittelgroß­er Banken wie Ubi Banca, Banco Popolare di Milano (BPM) oder Volksbank BPER ga- ben bis zu zehn Prozent nach. Laut Studie der Mediobanca kostet die von der EZB verfügte Beschleuni­gung des Abbaus den Banksektor 15 Milliarden Euro.

Innenminis­ter Matteo Salvini redete sich gegen die EZB und ihren Chef Mario Dhragi in Rage: Mit ihrem „Diktat“füge sie italienisc­hen Sparern schweren Schaden zu, Staatssekr­etär Giancarlo Giorgetti schloss neue Interventi­onen der Regierung in Rom nicht aus. Zentralban­kgouverneu­r Ignazio Visco rechtferti­gte die Bankenrett­ungen: Es musste schwererer Schaden von Bankensyst­em und Wirtschaft abgewendet werden. Solche Hilfen kosteten weniger als eine Pleite. (tkb)

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