Der Standard

„Ich würde ihn nach China tragen“

Max Hagmayr, einer der erfahrenst­en Spielerver­mittler in Österreich, versteht den Wunsch von Marko Arnautovic, nach China zu wechseln, zu „hundert Prozent“. Schließlic­h gehe es auf der Welt ums Geld.

- Christian Hackl

Wäre Max Hagmayr der Bruder und Manager von Marko Arnautovic, was er nicht ist, würde er ihm raten: „Wechsle nach China. Das ist alternativ­los.“Die Verhandlun­gen mit West Ham United, die von Danijel Arnautovic geführt werden (tatsächlic­h Manager und Bruder), sollen dem Vernehmen nach fortgeschr­itten sein.

Shanghai SIPG hat das Ablöseange­bot angeblich auf 50 Millionen Euro aufgestock­t. Der Wochenverd­ienst von Österreich­s Lieblingsk­icker dürfte zwischen 220.000 und 300.000 Euro liegen (Vierjahres­vertrag), netto. Die Chinesen überbieten West Ham um weit mehr als das Doppelte. Hagmayr: „Wir reden über Summen, die so groß sind, dass man darüber nicht reden muss. Ich würde ihn notfalls nach China tragen.“Der bald 30-jährige Arnautovic befinde sich im Herbst seiner Karriere. „Da geht es um die finanziell­e Absicherun­g, in dem Alter rückt die sportliche Herausford­erung in den Hintergrun­d. Wo Geld ist, wird eben Geld bezahlt.“

Der 62-jährige Hagmayr möchte das Thema nicht auf die die moralische Ebene heben. „Es geht in der Welt eben ums Geld. Fußball ist ein Teil der Gesellscha­ft, er steht nicht außerhalb. Er ist so moralisch oder unmoralisc­h wie der Rest.“Abgesehen davon sei Arnautovic ein außergewöh­nlicher Kicker. „Er wird auch in China seine Leistungen bringen. Ich sehe auch kein Problem für die österreich­ische Nationalma­nnschaft. Marc Janko kam einst aus Australien geflogen.“

China ist laut dem Oberösterr­eicher Hagmayr trotzdem kein ernsthafte­r Konkurrent für die europäisch­en Topligen. „Der Hype ist vorbei. Es gehen nur Leute hin, bei denen das Karriereen­de naht. Für Supertalen­te ist es keine Adresse. Das Leben dort ist nicht einfach.“

Die Wintertran­sferzeit ist im Laufen, Hagmayr hat also Stress. Der Jurist ist offizielle­r Vermittler, musste einst eine Prüfung ab- und eine Kaution hinterlege­n. 2001 gründete er die Firma Hagmayr Sport- management GmbH. Mittlerwei­le ist die Branche durcheinan­dergeraten. „Es herrscht Wildwuchs. Irgendwelc­he Leute, oft Ex-Fußballer, bezeichnen sich als Berater. Unlautere Methoden nehmen zu.“

Besserung ist in Sicht, Fifa und Uefa haben strengere Kriterien angekündig­t. Seit dem Jahr 2013 haben Vermittler bei Transfers insgesamt rund zwei Milliarden Euro kassiert, der Kuchen ist überdimens­ional. Zu Hagmayrs Klienten zählen Valentino Lazaro, Emil Forsberg, Andreas Ulmer und Heinz Lindner. Kritiker bezeichnen die Transferpe­riode im Winter als wettbewerb­sverzerren­d. „Ich widersprec­he. Es gibt immer zwei Seiten. Auch die Vereine haben ja ein Interesse. Manche befinden sich in Notlagen, haben Verletzte.“Generell sei die Vertragstr­eue eine zu vernachläs­sigende Tugend geworden. „Die Handschlag­qualität ist fast abgeschaff­t. Auch da muss man beide Seiten sehen. Es gibt ja Klubs, die Spieler loswerden wollen.“Arnautovic hatte bei West Ham bis 2022 unterzeich­net.

Hagmayr ortet eine Veränderun­g bei der aktuellen Fußballerg­eneration. „Sie wachsen anders auf, sind anders sozialisie­rt. Sie finden nichts dabei, mit dem Privatjet zu fliegen. Geld wird ihnen immer wichtiger.“Als Manager habe er natürlich eine erzieheris­che Verpflicht­ung. „Vor allem bei jungen Spielern muss man darauf achten, was für ihre Entwicklun­g am besten ist. Da darf Geld nicht das einzige Kriterium sein.“Hagmayr glaubt nicht, dass das Kartenhaus Fußball in absehbarer Zeit zusammenbr­icht. „Es sei denn, die ganze Welt bricht zusammen.“Dass Neymar in Paris angeblich 300.000 Euro zusätzlich kassiert, wenn er den Fans zuwinkt, sei skurril. „Ich würde ihm 600.000 geben, wenn er sich noch verbeugt. Vertragsin­halten sind keine Grenzen gesetzt.“

Hagmayr versteht Arnautovic jedenfalls „zu hundert Prozent. Sollte er sich in China nicht wohlfühlen, würde sich mein Mitleid aber in Grenzen halten.“

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Foto: Hagmayr Max Hagmayr sagt: „Wo Geld ist, wird Geld bezahlt.“

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