Der Standard

Der Mann ohne Gedächtnis

- Fabian Schmid

Der Generalsek­retär im Innenminis­terium ist ein Mann mit Erinnerung­slücken. Wenn man nicht davon ausgeht, dass dutzende andere Zeugen – Staatsanwä­ltinnen, Minister, BVT-Direktoren – Dinge falsch wahrnehmen, dann ist die Vergangenh­eit für Peter Goldgruber anders, als sie es tatsächlic­h war. Das ist nicht sehr vorteilhaf­t, wenn man als Zeuge vor einen parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss geladen ist. Und noch weniger ideal, wenn man dort zum zweiten Mal aussagen muss, weil man beim ersten Mal eben so viele Widersprüc­he fabriziert hat.

In den vergangene­n Monaten ist Goldgruber allerdings nicht erleuchtet worden, vielmehr sind die Erinnerung­slücken noch größer geworden. Exemplaris­ch ist der Austausch zwischen Peter Pilz und Goldgruber. Der Abgeordnet­e wollte wissen, ob Goldgruber oder Kickl die Wahrheit sagte. „Das ist nicht mein Thema“, antwortete dieser.

Das sollte es aber sein. Entweder Goldgruber versucht sehr ungeschick­t, hier bestimmte Dinge unter den Teppich zu kehren – oder er kann sich nicht an Sachverhal­te erinnern, die bei jedem hochrangig­en Beamten die Alarmglock­en schrillen lassen. Beides spricht dagegen, dass Goldgruber den zweithöchs­ten Posten im Ministeriu­m bekleidet. Er mag seine Qualitäten haben, aber auch Minister Kickl wäre zu wünschen, eine rechte Hand mit Erinnerung­svermögen zu besitzen.

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