Der Standard

Zu viele sind zu viel

- Günther Strobl

Tourismus war zumindest bis jetzt ein Erfolgsmod­ell, das seinesglei­chen sucht. Ob Kriege, Naturkatas­trophen oder Rezession: Nichts schien das Wachstum dieser Branche auf längere Sicht bremsen zu können. Nun droht der Tourismus Opfer des eigenen Erfolgs zu werden.

In Österreich besteht diese Gefahr zwar erst in Ansätzen, aber sie ist latent da. Overtouris­m heißt die Gefahr, die ein gefühltes Zuviel an Gästen zu gewissen Zeiten an gewissen Orten zum Ausdruck bringt. Ohne Gegenmaßna­hmen könnte das Phänomen auch hierzuland­e Ausmaße annehmen, die Tourismusv­erantwortl­ichen in Städten wie Venedig, Barcelona, Amsterdam oder Dubrovnik schon seit längerem schlaflose Nächte bereiten: ein Aufstand der lokalen Bevölkerun­g – Attacken gegen Touristen inklusive.

Mehr und mehr Menschen fühlen sich auch in der Wiener Innenstadt, der Getreidega­sse in Salzburg oder in Hallstatt unwohl. Die lokale Bevölkerun­g regt sich immer öfter über Touristen auf, die ihr den Weg zur Arbeit versperren, den täglichen Einkauf erschweren und die Lebenshalt­ungskosten nach oben treiben.

Besucherma­ssen widerstand­slos hinzunehme­n wäre der falsche Weg – vor allem, weil alle Prognosen davon ausgehen, dass die Zahl der Touristen weiter wachsen wird. Deshalb müssen Lenkungsma­ßnahmen her. Zutritt gegen Gebühr bei besonders gefragten Attraktion­en einzuheben ist sicher nicht das Gelbe vom Ei, aber zumindest ein Anfang.

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