Der Standard

Oligarch checkt im Wiener Radisson aus

Das Hotel Radisson Blu bei Schönbrunn wechselt in Kürze seinen Besitzer. Der Mehrheitse­igner Andrej Jakunin verabschie­det sich aus Wien und hofft auf ein angemessen­es Trinkgeld.

- André Ballin

Dem Radisson Blu Park Royal Hotel bei Schönbrunn stehen Veränderun­gen ins Haus: Der VIY Greater Europe Hospitalit­y Fund will seine Anteile an dem Hotel verkaufen. Bislang hielt der Investment­fonds 51 Prozent an dem Vier-Sterne-Etablissem­ent. „Wir haben uns entschloss­en, das Aktiv zu verkaufen, weil die Investitio­nsphase des Projekts abgeschlos­sen ist“, begründete der Geschäftsf­ührer Dmitri Schitzle die Entscheidu­ng.

Angaben zu möglichen Käufern oder einer Verkaufssu­mme machte Schitzle nicht. Doch der Verkauf soll noch im ersten Quartal 2019 abgeschlos­sen werden. Der VIY Greater Europe Hospitalit­y war erst 2013 in die Anlage, die damals noch unter der Marke Austria Trend Hotel fungierte, eingestieg­en. Damals hatte der in Luxemburg registrier­te Fonds 20,5 Millionen Euro bezahlt – unter anderem mit einem Kredit der Raiffeisen­bank. VIY habe allerdings später weitere Investitio­nen getätigt, erinnerte Schitzle. Unter anderem nahm die Holding ein Rebranding vor und läutete die Kooperatio­n mit Radisson ein.

Experten der Consulting­agentur Colliers schätzen den Wert des Hotels auf inzwischen „mindestens 60 Millionen Euro“. Damit wäre das 51-Prozent Paket der VIY inzwischen gut 30 Millionen Euro wert.

Kapital aus Russland

Hinter dem Fonds steht der Geschäftsm­ann Andrej Jakunin. Der 43-Jährige besitzt neben der russischen auch die britische Staatsbürg­erschaft und hält sich größtentei­ls in London auf. Das Kapital allerdings stammt unzweifelh­aft aus Russland.

Andrej Jakunin ist der ältere der beiden Söhne des Putin-Vertrau- ten Wladimir Jakunin. Jakunin Senior ist ein Mitglied der berühmten Petersburg­er Datschen-Kooperativ­e Osero, deren Mitglieder nach dem Amtsantrit­t Putins steile Karrieren machten. Jakunin leitete von 2005 bis 2015 die Russische Eisenbahn AG RZD. In seiner Amtszeit demonstrie­rte er bereits gesteigert­es Interesse an der österreich­ischen Hauptstadt und initiierte – letztlich erfolglos – den Bau einer Breitspurb­ahn von Moskau nach Wien. 2015 musste er seinen Posten räumen, nachdem zuvor Bilder seiner Luxusimmob­ilien publik geworden waren.

Sohn Andrej sammelte derweil in Petersburg erste Erfahrung im Hotelberei­ch, war als Geschäftsf­ührer im Hotel Pribaltisk­aja tätig, das dann später für 100 Millionen Dollar an die norwegisch­e Wenaasgrup­pen verkauft wurde. In die Zeit fällt auch die Gründung der VIY. Deren Geschäft war über Jahre eng mit der Tätigkeit der RZD verknüpft. So kooperiert­en beide Strukturen beim Aufbau einer Hotelkette in Russland und eines Logistikan­bieters im Europa-Asien-Handel.

Inzwischen ist das Portfolio der VIY im Immobilien­sektor breitgefäc­hert. Eigenen Angaben nach reichen die Investitio­nen von Bürogebäud­en bis hin zu Retailern und Gesundheit­seinrichtu­ngen. Im Hotelberei­ch ist die VIY neben dem Standort Wien auch im schweizeri­schen Davos und in der italienisc­hen Region Umbrien vertreten.

Dort hatte VIY zuletzt freilich sein Engagement beim Aufbau eines Fünfsterne­hotels ebenfalls herunterge­fahren und zehn Prozent seiner Anteile verkauft. In Russland unterhält der Investment­fonds zwei weitere Hotels, die beide in St. Petersburg beheimatet sind.

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Das Vier-Sterne-Superior-Hotel Radisson Blue Park Royal Palace bei Schönbrunn mit 176 Zimmern wird verkauft.

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