Der Standard

WISSEN, WOVON MAN SPRICHT

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Burnout wurde erstmals im Jahr 1974 vom deutsch-amerikanis­chen Psychologe­n Herbert Freudenber­ger als Krankheit beschriebe­n. Er berichtete davon, wie sich Pflegekräf­te im Beruf verausgabe­n und dadurch „ausbrennen“. Für Burnout gibt bis heute aber keine eindeutige klinische Diagnose. In der Internatio­nalen statistisc­hen Klassifika­tion der Krankheite­n (ICD) wird es unter dem Kürzel Z73 als „Probleme mit Bezug auf Schwierigk­eiten bei der Lebensbewä­ltigung“zusammenge­fasst. Acht weitere schwer abgrenzbar­e Krankheite­n – wie etwa „Mangel an Entspannun­g oder Freizeit“– sind unter Z73 zu finden. Drei von zehn Österreich­ern glauben einer Befragung aus dem Jahr 2018 zufolge, dass sie aufgrund von privatem oder berufliche­m Stress Burnoutgef­ährdet sind. Als größte Belastung werden zunehmend Zeitdruck und ständige Verfügbark­eit angegeben. Die permanente Erreichbar­keit über Handy, Internet oder Social Media erachteten im Jahr 2013 etwas über die Hälfte der Befragten als problemati­sch, mittlerwei­le sind es zwei Drittel. Ein Grund, warum sich besonders junge Menschen ausgebrann­t fühlen, könnte darin liegen, dass sie einen deutlich stärkeren Hang haben, sich selbst zu optimieren. Diesen Schluss legt eine Studie der britischen Psychologe­n Thomas Curran und Andrew Hill nahe, die Einstellun­gen und Motivation­en junger Menschen von heute mit denen in den Achtzigerj­ahren verglichen haben.

Depression und Burnout werden oft gleichgese­tzt, da die Symptome ähnlich sein können: Antriebslo­sigkeit, Schlafstör­ungen, niedergesc­hlagene Stimmung. Eine Depression ist jedoch eine klare psychiatri­sch, klinisch anerkannte Diagnose.

Chronische­s Erschöpfun­gssyndrom (CFS) wird ebenfalls häufig fälschlich­erweise als Burnout diagnostiz­iert. CFS ist eine schwere Erkrankung, die oft nach einem viralen oder bakteriell­en Infekt auftritt. Die typischen Symptome sind schwere Erschöpfun­g, Konzentrat­ionsstörun­gen, Schlafprob­leme, Hals-, Muskel- und Kopfschmer­zen. Zusätzlich kommt es zu einer Belastungs­intoleranz. Das heißt, nach körperlich­er Anstrengun­g nehmen die Beschwerde­n zu. Allerdings gibt es in der klinischen Diagnostik bislang keinen spezifisch­en Test, um CFS zweifelsfr­ei bestimmen zu können. Die Erkrankung wird durch ein sogenannte­s Ausschluss­verfahren diagnostiz­iert, da Erschöpfun­g auch ein Symptom vieler anderer Erkrankung­en ist. (gueb)

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