Vom Spottobjekt zum Statussymbol
Apples Airpods sind mittlerweile allgegenwärtig – der Start der drahtlosen Kopfhörer war jedoch nicht gerade von Erfolg gekrönt
Wien – Auch wenn Apples Innovationskraft nicht mehr allzu stark strahlt, hat der Konzern mit seinen Drahtloskopfhörern einen Verkaufsschlager im Angebot, bei denen der Erfolg kaum abzusehen war. 2016 setzte das Unternehmen die Revolution am Kopfhörermarkt in Gang. Eine Apple-typisch groß inszenierte Ankündigung gab es damals nicht – vielmehr wurden sie als Lösung für ein Problem präsentiert, das Apple selbst geschaffen hatte, indem es den Klinkenanschluss beim iPhone strich. Was folgte, war viel Spott: Die Kopfhörer sähen wie Zahnbürstenaufsätze aus, man mache sich lächerlich, wenn man sie trage, und man würde sie schnell verlieren, hieß es.
Drei Jahre später sind die Airpods omnipräsent. Dabei hat Apple nicht das Rad neu erfunden, sondern Kopfhörer geschaffen, „die einfach funktionieren“: „It just works“war einer der Lieblingssätze von Steve Jobs. Bei Apple, so das Versprechen des verstorbenen Ex-Chefs, bekommt man Produkte, die ohne viel Drumherum einfach zu verwenden sind. Die Airpods verkörpern diesen berühmten Satz. So hat Apple sämtliche Mühseligkeiten bei der Verwendung drahtloser Produkte komplett ausgemerzt. Man öffnet die Hülle der Airpods, verbindet sie mit einem Smartphone in der Nähe und kann dann mit ihnen Musik hören oder telefonieren. Nimmt man einen Kopfhörer aus dem Ohr, endet die Wiedergabe – so einfach kann drahtloses Musikhören sein.
Memes als Werbemittel
Perfekt sind Apples Airpods nicht. Nach zwei bis drei Jahren regelmäßiger Verwendung ist der Akku der Kopfhörer so schwach, dass man gezwungen ist, sich neue zu kaufen. Auch der Klang ist bestenfalls Durchschnitt. Und aufgrund der geringen Größe ist es sehr einfach, die 179 Euro teuren Accessoires zu verlieren. Trotz dieser Mängel hat es bis heute kein Unternehmen geschafft, komfortablere Bluetooth-Lösungen auf den Markt zu bringen. Der Spott über das ungewöhnliche Ausse- hen der Kopfhörer dürfte auch zum Verkaufserfolg beigetragen haben. Immer wieder kursieren Memes mit den Airpods im Internet, in denen das Produkt aufs Korn genommen wird. Wirklich geschadet haben diese schmähenden Bilder den Airpods nicht – ganz im Gegenteil. Vielmehr werde dadurch vorrangig bei Millennials ein Verlangen geschaffen, da diese für traditionelle Werbung nicht mehr empfänglich seien, lautet die These der Social-MediaMarketingmanagerin Katy Leeson gegenüber dem Guardian.
Apple soll derweil an den Nachfolgern der Airpods arbeiten. Laut Berichten hat der Konzern zwei neue Kopfhörer in Entwicklung. Sie sollen neue Sensoren für besseres Gesundheitstracking und Bluetooth 5.0 mitbringen. Von neuen Farben und stärkerem Bass ist ebenso die Rede. Nicht zuletzt sollen sich die Kopfhörer auch drahtlos aufladen lassen. Ein konkreter Veröffentlichungszeitpunkt wird in den Berichten nicht genannt. Die damals verlachten „Zahnbürstenaufsätze“sind jedenfalls gekommen, um zu bleiben.