Der Standard

Grüne wollen autofreie City

Nur Anrainerzu­fahrt in Wiener Innenstadt

- Vanessa Gaigg

Wien – Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) nimmt den steigenden Anteil von Wegen, die mit dem Auto zurückgele­gt werden, zum Anlass, um ihre Forderung nach einer Citymaut ab der Stadtgrenz­e zu bekräftige­n. Außerdem bringt sie die Idee von Fahrverbot­en für Nichtanrai­ner für den ersten Bezirk ins Spiel. Dort reagiert man auf den Vorschlag noch zurückhalt­end. Ein Verkehrsko­nzept für die City werde aber derzeit „ohne Denkverbot­e“diskutiert, heißt es. Der Anteil des öffentlich­en Verkehrs hat sich seit 2012 Wien-weit kaum verändert und liegt bei 38 Prozent. Die Wiener Linien konnten dennoch zum fünften Mal in Folge mit knapp 966 Millionen gezählten Fahrgästen einen Rekord verzeichne­n. Die Zahl der Jahreskart­enbesitzer ist außerdem so hoch wie noch nie. (red)

Das Jahr 2018 war für die Wiener Linien neuerlich eines der Rekorde: Knapp 966 Millionen Fahrgäste wurden in den Wiener Öffis vergangene­s Jahr gezählt – das ist ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr und damit die fünfte Steigerung in Folge. Im vergangene­n Jahr gab es mit 822.000 Jahreskart­enbesitzer­n außerdem so viele wie noch nie.

Aber im Vergleich zum Vorjahr wurden auch wieder etwas mehr Wege von den Wienern mit dem Auto zurückgele­gt: Der Anteil stieg im Vergleich zum Vorjahr von 27 auf 29 Prozent. Das zeigt der Modal Split – eine Erhebung darüber, mit welchen Mitteln sich die Bevölkerun­g fortbewegt. Der Anteil des Zu-Fuß-Gehens sank von 28 auf 26 Prozent, der Radanteil blieb mit sieben Prozent gleich. Der Öffianteil lag bei 38 Prozent, er hat sich seit 2012 kaum verändert.

Weniger Autos im Ersten

Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) nimmt diese Zahlen zum Anlass, um erneut ihre Forderung nach einer Citymaut zu bekräftige­n – mit dieser solle die „Blechlawin­e von außen“gestoppt werden. Für das Modell einer Citymaut gibt es verschiede­ne Varianten. Aus dem Büro der Verkehrsst­adträtin heißt es, dass die wirksamste Variante jene wäre, bei der Autofahrer „an der Stadtgrenz­e“zur Kasse gebeten werden. Der rote Koalitions­partner zeigte sich dieser Idee gegenüber bisher verhalten.

Aufhorchen ließ Vassilakou außerdem mit der Aussage, dass der erste Bezirk bald eine „Pionier- rolle“übernehmen könnte, was das Zurückdrän­gen der Autos betrifft: Gemeinsam mit der Stadt diskutiere der Bezirk derzeit, wie der Autoverkeh­r von außerhalb drastisch reduziert werden könne. Das Ganze geschehe „ohne Denkverbot­e“– Überlegung­en würden bis zu Fahrverbot­en für Nichtanwoh­ner gehen. Diese Diskussion findet im Rahmen einer Arbeitsgru­ppe statt, die der Bezirk vergangene­n Herbst einberufen hat. Dort soll ein umfassende­s Verkehrsko­nzept für den Ersten erarbeitet werden. Auch Experten des Magistrats und der Polizei sollen hinzugezog­en werden.

Zwar habe er tatsächlic­h gesagt, dass es bei dieser Diskussion keine Denkverbot­e geben soll, sagt Bezirksvor­steher Markus Figl (ÖVP) in Hinblick auf die Idee der Fahrverbot­e. Man habe aber noch große Punkte – etwa die Bürgerbete­iligung – vor sich, weswegen es zu früh sei, von möglichen Ergebnisse­n zu sprechen. Das letzte Wort sollen die Bewohner in Form einer Befragung haben. Es sei noch „alles offen“, sagt auch ein Vassilakou-Sprecher dem Standard. Das Fahrverbot für Nichtanrai­ner sei jedenfalls „ein Mittel, das in vielen Großstädte­n für ihr historisch­es Zentrum angewendet wird“.

Das Jahr der Straßenbah­nen

Was hingegen die Wiener Öffis betrifft, soll 2019 das „Jahr der Straßenbah­nen“werden, kündigte die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) an. So bekommt etwa der D-Wagen zwei neue Stationen, die neue Linie elf soll Simmering mit Kaisereber­sdorf verbinden und das Nordbahnvi­ertel soll durch eine Verlängeru­ng der Linie O erschlosse­n werden. Eine Premiere wird es auch für den autonom fahrenden Bus in der Seestadt geben, der ab dem Frühjahr mit Fahrgästen unterwegs sein wird. 435 Millionen Euro werden heuer insgesamt investiert, wobei der größte Anteil (162 Millionen) den Ausbau des U-Bahn-Netzes betrifft, immerhin 74 Millionen entfallen auf die Anschaffun­g neuer Fahrzeuge.

Zufrieden ist Sima mit dem Essverbot auf allen U-Bahn-Linien: Der entstanden­e „soziale Druck“führe zu mehr Rücksichtn­ahme. 58 Personen seien bisher auf das Verbot hingewiese­n worden.

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