Der Standard

Spanien nach Budgetdeba­kel im Wahlkampfm­odus

Premier Sánchez verlor katalanisc­he Unterstütz­er

- Reiner Wandler aus Madrid

Die katalanisc­hen Parteien, die im Juni 2018 den Sozialiste­n Pedro Sánchez an die Macht halfen, haben ihn am Mittwoch fallenlass­en. Sie stimmten gegen das Budget und sorgten damit für eine Niederlage der Minderheit­sregierung – und damit wohl auch für Neuwahlen. Ihr Nein war eine Reaktion auf den Bruch des zaghaften Dialoges über die Zukunft der Region im Nordosten der iberischen Halbinsel.

Die Regierung Sánchez hatte Anfang vergangene­r Woche zuerst eingelenkt und Katalonien-Gesprächen unter Aufsicht eines unabhängig­en Berichters­tatters zugestimmt, nur um kurz darauf – nach Protest des konservati­ven Partido Popular (PP) und der rechtslibe­ralen Ciudadanos (Cs) – die Gespräche für beendet zu erklären. Die Regierung habe klar gemacht, dass sie nie und nimmer über ein Selbstbest­immungsrec­ht verhandeln würde. Diese hätten dennoch weiterhin darauf bestanden, lautete die Begründung.

An Versuchen, den Haushalt – der eine ganze Reihe von Sozialkürz­ungen zurücknehm­en sollte – förmlich in letzter Sekunde zu retten, hatte es nicht gefehlt. Im Hintergrun­d verhandelt­e sogar Podemos-Chef Pablo Iglesias mit den katalanisc­hen Parteien und dem im Exil lebenden ehemaligen katalanisc­hen Regierungs­chef Carles Puigdemont. Es half nichts.

Schlechtes Timing

Das Szenario war denkbar ungünstig. Am Dienstag begann nicht nur die Haushaltsd­ebatte, es war auch der erste Prozesstag gegen zwölf Befürworte­r der Unabhängig­keit Katalonien­s. Bereits während der Parlaments­debatte schalteten alle Parteien flugs auf Wahlkampfm­odus um. „Alles deutet darauf hin, dass die Unabhängig­keitsbeweg­ung gegen ein für Katalonien gutes Sozialbudg­et stimmen wird und die Rechte gegen ein Sozialbudg­et, das gut für Spanien ist“, orakelte Finanzmini­sterin María Jesús Montero vor der Abstimmung.

„Es ist dringend notwendig, dass wir mit der Erpressung durch die Befürworte­r der Unabhängig­keit Schluss machen“, sagte PPVorsitze­nder Pablo Casado nach dem Scheitern des Haushalts. „Und die Regierung versucht, der Verfassung das Schwert in den Rücken zu stoßen.“Der PP hatte am vergangene­n Samstag zusammen mit Cs und der rechtsextr­emen Vox Zehntausen­de gegen die angebliche Verschwöru­ng gegen das Vaterland nach Madrid mobilisier­t. Casado hofft, jetzt mit diesem Dreierbünd­nis an die Macht zu kommen. Die Umfragen für eine solche rechte Koalition sehen derzeit gut aus.

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