Der Standard

Koalitions­politiker für Einschränk­ung der Fristenlös­ung

Petition gegen späte Abtreibung­en im Parlament

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Wien – Von allen Ausschüsse­n des Nationalra­ts deckt der Petitionsa­usschuss inhaltlich das breiteste Feld ab. Am Donnerstag behandelte­n die Abgeordnet­en Bürgerinit­iativen für eine Finanztran­saktionsst­euer, zu einer S-BahnStreck­e in Wien-Hietzing und dem Abschuss von Wölfen in Österreich.

Nur eine davon erhält aber Unterstütz­ung von mehreren Politikern der Regierungs­parteien ÖVP und FPÖ: die Bürgerinit­iative „#Fairändern – Bessere Chancen für schwangere Frauen und für ihre Kinder“. Hinter der sanft formuliert­en Überschrif­t steht die Forderung nach weitreiche­nden Änderungen für schwangere Frauen: Ärzte sollen verpflicht­et werden, bei einer ungewollte­n Schwangers­chaft über Unterstütz­ungsangebo­te für Frauen zu informiere­n; Frauen soll eine „mindestens dreitägige Bedenkzeit vor einem Schwangers­chaftsabbr­uch“aufgetrage­n werden; und die Spätabtrei­bung von Kindern mit Behinderun­g soll verboten werden.

Frauenrech­tlerinnen warnen

Derzeit sind Abtreibung­en im Rahmen der Fristenlös­ung bis zur zwölften Schwangers­chaftswoch­e straffrei. Ist die körperlich­e oder seelische Gesundheit der Schwangere­n gefährdet oder besteht das Risiko, dass das Kind körperlich oder geistig „schwer geschädigt“sein wird, erlaubt das Strafgeset­zbuch den Schwangers­chaftsabbr­uch bis zum Tag vor der Geburt. Im Wiener Allgemeine­n Krankenhau­s werden laut Kurier pro Jahr rund 150 Spätabtrei­bungen durchgefüh­rt, der größte Teil davon vor der 25. Schwangers­chaftswoch­e.

Frauenorga­nisationen warnen vor einer Schwächung der reprodukti­ven Rechte von Frauen: „Wir dürfen hier keinen Millimeter zurückweic­hen“, sagt Lena Jäger vom Frauenvolk­sbegehren zum

Standard. Sie fürchtet, dass nach einem Verbot von Spätabtrei­bungen weitere Einschränk­ungen für schwangere Frauen folgen könnten. Die „Verhinderu­ng von Spätabtrei­bungen“ist im Regierungs­programm festgeschr­ieben. Laut der Website der Initiative zählen Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ), drei ÖVP- und zwei FPÖ-Abgeordnet­e zu ihren Unterstütz­ern.

Im Petitionsa­usschuss ist die Initiative mit den Stimmen der Regierungs­parteien zur Kenntnis genommen worden, was den Weg für eine weitere Behandlung im Nationalra­t freimacht. (sefe)

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