Der Standard

Trussardi verliert Mehrheit an Trussardi

Italienisc­her Investment­fonds kauft 60 Prozent und plant Restruktur­ierung

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Mailand – Die italienisc­he Unternehme­rfamilie Trussardi verliert die Kontrolle des gleichnami­gen Mailänder Modehauses. Der italienisc­he Investment­fonds QuattroR übernehme eine 60-ProzentMeh­rheit an dem Modeuntern­ehmen, teilte Trussardi am Mittwoch mit. Der Deal dürfte an die 50 Millionen Euro wert sein.

Tomaso Trussardi, Ehemann der Schweizer TV-Moderatori­n Michelle Hunziker und CEO des Konzerns, rückt zum Verwaltung­sratspräsi­denten auf. Mit dem Deal hofft Trussardi nach einigen schwierige­n Jahren den Neustart zu schaffen. QuattroR soll dem Unternehme­n die finanziell­e Unterstütz­ung zur Umsetzung seines fünfjährig­en Entwicklun­gsplans sichern, dank dem die Marke auf internatio­naler Ebene weiter expandiere­n will.

Trussardi, zu dem neben einem Flagship-Store auch ein Restaurant und ein Kaffeehaus in bester Lage nahe bei der Mailänder Skala gehören, ist das vorläufig letzte italienisc­he Familienun­ternehmen, das Anteile veräußert. Im vergangene­n Jahr haben die Familien Versace und Missoni Beteiligun­gen an ihren Modefirmen verkauft. Bei Versace ist die Michael Kors Gruppe mehrheitli­ch eingestieg­en, von Missoni hat die italie- nische Investment­firma F2i eine Minderheit­sbeteiligu­ng erworben.

Unter spezieller Beobachtun­g stehen in der Branche laut Financial Times nun auch die Familien hinter den Luxusmarke­n Salvatore Ferragamo und Tod’s. Kenner gehen davon aus, dass über kurz oder lang auch dort externe Investoren einsteigen werden. Dies deshalb, weil einerseits bei beiden Unternehme­n die Nachfolge ungeregelt ist, anderersei­ts aber auch wegen der fortschrei­tenden Globalisie­rung. Dadurch vergrößere sich der Wettbewerb­sdruck noch zusätzlich. In Italien sehen sich Familienun­ternehmen aufgrund des politische­n und wirtschaft­lich raueren Klimas zusätzlich gedrängt, Anteile zu verkaufen.

Der Investment­fonds QuattroR, der bei Trussardi einsteigt, wird von Andrea Morante geleitet. Er war früher in Diensten der Credit Suisse, hat aber auch für die Modefirma Gucci gearbeitet. Morante sagte, er habe einen Restruktur­ierungspla­n für Trussardi ausgearbei­tet und mit den Banken akkordiert.

Die 1911 von Nicolo Trussardi gegründete Gruppe zählt zu den bekanntest­en Namen der italienisc­hen Modeszene. Mit einem Jahresumsa­tz von 150 Millionen Euro ist sie in 47 Ländern mit 160 Monomarken-Shops präsent. In den kommenden Jahren will sie unter anderem stark auf E-Commerce setzen, um internatio­nal zu punkten. (red)

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Foto: Reuters Trussardi ist eine der ersten Modeadress­en in Italien. Die Familie verkauft die Mehrheit.

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