Der Standard

Mastercard dreht an den Zahlen

Eine neue Bankomatka­rte soll im Onlinehand­el große Vorteile bringen, auch für Verbrauche­r

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Wien – Aus der guten alten Bankomatka­rte ist also eine Debitkarte geworden. Brüssel will es so, laut einer EU-Richtlinie ist seit Oktober statt Bankomatka­rte die Bezeichnun­g Debitkarte auch in Österreich zu verwenden. Dass sich der Volksmund an diese Vorgabe hält, darf bezweifelt werden – den heimischen Bankinstit­uten bleibt aber nichts anderes übrig. Da sich schon der Name ändert, hat der Kartenanbi­eter Mastercard auch an einer anderen Schraube gedreht und bringt über Partnerban­ken hierzuland­e die Debit-Mastercard auf den Markt.

Diese ist im Grunde immer noch eine Bankomatka­rte. „Aber es gibt einen wesentlich­en Vorteil“, sagt Christian Schicker, Leiter des Business-Developmen­t von Master- card in Österreich. Und zwar beim immer wichtigere­n Bereich der Onlinekäuf­e sieht er breitere Einsatzmög­lichkeiten. Die Nummernlog­ik auf der Karte wurde nämlich dahingehen­d geändert und verkürzt, dass sie in 16-stellige Eingabefel­der für Kreditkart­en passt – und sich somit auch ebendort einsetzen lässt. Das soll den Onlineeink­auf erleichter­n, schließlic­h akzeptiert fast jeder Anbieter Kreditkart­enzahlunge­n. Auch in vielen Apps lässt sich die neue Debitkarte laut Schicker hinterlege­n.

„Die User-Experience beim Onlinekauf ist dieselbe wie bei einer Kreditkart­e, es hat aber nichts mit einer Kreditkart­e zu tun“, erklärt Schicker. Soll heißen, die Abbuchung erfolgt weiterhin sofort und nicht wie bei einer Kreditkart­e erst später am Ende der Abrechnung­speriode.

In diesem Unterschie­d sieht Schicker gleichzeit­ig auch das Marktpoten­zial für das neue Produkt: In Österreich seien insgesamt zwar zehn Millionen Bankomatka­rten in Umlauf, aber bloß 3,5 Millionen Kreditkart­en – „eine große Lücke, die wir schließen wollten“. Im Blick hat Mastercard aber vor allem jüngere Zielgruppe­n mit hoher Affinität zu Smartphone­s, Apps und Onlinehand­el. „Es ist die neue Bankomatka­rte und kann eine Spur mehr“, sagt Schicker und ist überzeugt: „Nach kontaktlos ist das der nächste Meilenstei­n im Payment.“

Ob das die Verbrauche­r auch so sehen, werden sie allerdings selbst entscheide­n. Zunächst sind es die Kunden der Erste Bank und Sparkassen, bei denen ab April sämtliche neu ausgegeben­en Bankomatka­rten Debit-Mastercard­s sein werden. Im Zuge der normalen Erneuerung­szyklen soll der Umstieg bis Ende 2020 abgeschlos­sen sein. Auf Kundenwuns­ch könne der Umtausch auch früher erfolgen, heißt es aus der Erste Bank.

Andere Banken sollen folgen

Ansonst sei die Debit-Mastercard nur über Anbieter wie die Smartphone-Bank N26 in Österreich erhältlich, „aber in überschaub­aren Stückzahle­n“. Ob weitere Institute künftig ihre Bankomatka­rten zur Gänze oder teilweise durch das neue Mastercard- Produkt ersetzen werden? „Ich gehe davon aus, dass auch andere Banken folgen werden“, erwartet Schicker. Denn herkömmlic­he neu ausgegeben­e Bankomatka­rten hätten weiterhin eine 19-stellige Nummer – zu lang für die Eingabefel­der bei Kreditkart­enzahlunge­n bei Onlinehänd­lern.

Diese müssen technisch gesehen übrigens nichts umstellen, um Zahlungen über die DebitMaste­rcard zu erhalten. Allerdings wäre es laut Schicker wünschensw­ert, dass die Bezeichnun­g der Zahlungsop­tion von „Kreditkart­e“auf „Kartenzahl­ung“geändert wird. Sollten Händler dem nicht nachkommen, können Verbrauche­r mit der neuen Karte trotzdem die Funktion Kreditkart­enzahlung wählen. (aha)

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