Der Standard

Undurchsic­htige Vergleiche

Verbrauche­rschützer werfen Vergleichs­portalen zu wenig Transparen­z vor und fordern eine Regulierun­g. Die Portale entgegnen, dass sie vieles schon freiwillig umsetzen würden.

- Alexander Hahn

Vergleichs­portale – für Verbrauche­rschützer sind sie gewisserma­ßen Fluch und Segen zugleich. Einerseits sind sie ein geeignetes Instrument, um sich einen Überblick über die Preise gewisser Produkte oder Dienstleis­tungen zu verschaffe­n. Auf der anderen Seite kritisiere­n sie die oftmals geringe Transparen­z der Vergleichs­ergebnisse. Besonders in Deutschlan­d ist diese Diskussion wieder hochgekoch­t, Klaus Müller, als Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands oberster Konsumente­nschützer des Landes, sprach sich zuletzt deutlich eine gesetzlich­e Regulierun­g von Vergleichs­portalen aus.

Eine Forderung, der Gabriele Kreindl vom Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) einiges abgewinnen kann – zumal die Situation in Österreich mit jener in Deutschlan­d vergleichb­ar sei. Über eine entspreche­nde Initiative in Österreich ist ihr allerdings bisher nichts bekannt.

Auch sie kritisiert in erster Linien die geringe Transparen­z aus Verbrauche­rsicht. „Es besteht seit Jahren das Problem, dass für Verbrauche­r unklar ist, nach welchen Kriterien die Reihung der Ergebnisse erfolgt“, sagt Kreindl. Zudem sei bei manchen Portalen nicht nachvollzi­ehbar, wie sehr die Ergebnisse den Gesamtmark­t abdecken würden oder wie das Provisions­modell für Vermittlun­gen funktionie­re.

Bei durchblick­er.at, laut eigenen Bekunden führendes Vergleichs­portal für Tarife und Dienstleis­tungen in Österreich, steht Geschäftsf­ührer Reinhold Baudisch eine mögliche Regulierun­g gelassen gegenüber. Man weise auf dem Portal auf das Erlösmodel­l hin und würde bei Versicheru­ngen auch Anbieter in den Ergebnisse­n auflisten, die am Vergleich nicht teilnehmen wollten – und auch keine Provisione­n zahlen würden. „Ich denke, dass wir vieles in der Praxis bereits tun und haben daher vor einer Regulierun­g keine Sorge“, sagt Baudisch.

Er geht sogar einen Schritt weiter und fordert selbst eine Regulie- rung des für Kaufentsch­eidungen wichtigen Bereichs der Kundenmein­ungen – und zwar nicht nur auf Vergleichs­portalen. Ihm schwebt dabei etwa ein Verbot vor, dass ein Anbieter positive Kundenmein­ungen auf irgendwelc­hen Websites entgelten, also de facto kaufen, darf.

„Vergleichs­portale sollten offen legen, wie sie arbeiten und Geld verdienen“, sagt Marc Schuler vom deutschen Vergleichs­portal Compera, das seit November auch in Österreich Marktvergl­eiche im Energieber­eich anbietet. „Wir machen kein Geheimnis um unser Geschäftsm­odell und legen das auf unserer Seite auch offen.“Intranspar­ente Portale würden früher oder später vom Endkunden abgestraft. „Ich finde es auch wichtig, die Kundenbewe­rtungen offenzuleg­en“, sagt Schuler.

Warum der Markteinst­ieg in Österreich erfolgt sei? „Aus unserer Sicht gibt es in Österreich noch kein wirklich kundenfreu­ndliches Verbrauche­rportal, das einen schnellen und einfachen Ver- gleich in wenigen Minuten erlaubt“, erklärt Schuler. „Wir hoffen, das besser zu machen.“Dabei hat sich vergangene­n Sommer erst Walter Boltz, Exchef der Regulierun­gsbehörde E-Control, aus dem Energiever­gleichspor­tal Ohho zurückgezo­gen. „Am Ende des Tages war die Akquisitio­n von Neukunden teurer als die Erlöse aus den Provisione­n“, sagte Boltz damals.

Auch die heimischen Wettbewerb­shüter beobachten übrigens Vergleichs­portale. Allerdings aus anderem Grund, denn für sie sind diese ein Hilfsmitte­l. Auf manchen Portalen sei zu beobachten, dass etwa im Bereich Haushaltsg­eräte für ein Produkt der Preis über längere Zeit bei allen Händlern gleich und unveränder­t bleibe, sagt eine Sprecherin. Dies lasse vermuten, dass nicht Angebot und Nachfrage den Preis bestimmten, sondern Preisabspr­achen vorliegen könnten. Eine Vermutung, die sich nicht gegen die Vergleichs­portale richtet, sondern gegen die Erzeuger und Händler der betroffene­n Produkte.

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Tty Ge : to Fo Nicht immer sei für Kunden klar, wie die Ergebnisse eines Vergleichs­portals gereiht würden, kritisiere­n Konsumente­nschützer.
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