Der Standard

Symbolpoli­tik

- Michael Völker

Die Regierung macht sich jetzt daran, eine Nulltolera­nzpolitik im Strafrecht umzusetzen. Strafen in Zusammenha­ng mit sexueller Gewalt gegen Frauen sollen erhöht werden, bei Vergewalti­gung soll etwa die Möglichkei­t einer bedingten Strafe ausgeschlo­ssen werden. „Wer sich in Österreich an Frauen und Kindern vergeht, der hat keine Milde verdient, sondern eine ordentlich­e, harte Strafe“, sagt Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Das klingt gut, logisch und einleuchte­nd.

Ist es aber nicht. Zahlreiche Experten, die die Regierung eingebunde­n hatte, widersprec­hen den Schlussfol­gerungen. Es bringe eben nichts oder nicht viel, nur die Strafen zu erhöhen. Der Faktor der Abschrecku­ng funktionie­re nicht, wie man aus Beispielen und Studien weiß. Zumeist handle der Täter in einem Ausnahmezu­stand, in dem er den möglichen Strafrahme­n rational nicht erfasst.

Auch andere Einwände werden vorgebrach­t: dass etwa die hohe Strafandro­hung dazu führen könnte, dass Sexualdeli­kte in Beziehunge­n – und dort kommen sie häufig vor – weniger angezeigt werden als bisher. Sinnvoller sei es, in den Opferschut­z und die Täterarbei­t zu investiere­n; das könnte eher dazu beitragen, Straftaten zu verhindern.

Aber das bedeutet Aufwand, auch einen finanziell­en. Und den scheut die Regierung. Sie setzt lieber auf eine Symbolpoli­tik, die sich an Rachegelüs­ten der Gesellscha­ft und nicht an den Argumenten von Experten orientiert.

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