Der Standard

Bigotte Diskussion

- Markus Sulzbacher

Es ist bemerkensw­ert, welche Geschütze nun aufgefahre­n werden. US-Außenminis­ter Mike Pompeo warnt eindringli­ch davor, den chinesisch­en Netzwerkau­srüster Huawei mit dem Aufbau von 5G-Mobilfunkn­etzen zu beauftrage­n – aus sicherheit­spolitisch­en Gründen. Denn das Unternehme­n sei zu eng mit dem Regime in Peking verwoben und könnte diesem seine Ausrüstung oder seine Handys für Spionage zur Verfügung stellen.

Beweise für diese Behauptung­en hat Pompeo keine auf den Tisch gelegt. Deswegen finden die Amerikaner auch wenig Gehör in Europa. Dazu kommt, dass Huawei meist billiger als die Konkurrenz ist.

Trotzdem beschäftig­t ein möglicher Boykott von Huawei seit Monaten Regierunge­n und Mobilfunke­r. Dabei tritt eine bemerkensw­erte Bigotterie an den Tag. Für viele europäisch­e Regierunge­n ist es überhaupt kein Problem, dass US-Behörden grundsätzl­ich Zugang zu Daten haben, die auf Rechnern amerikanis­cher Onlinefirm­en gespeicher­t sind – etwa in den Clouddiens­ten von Microsoft, Salesforce oder Amazon. Das erlaubt der sogenannte Cloud Act, der im März des vergangene­n Jahres in Washington beschlosse­n wurde. Demnach dürften US-Geheimdien­ste wie die NSA auf Mails zahlreiche­r österreich­ischer Schüler, die etwa Cloud-Mailserver nutzen, zugreifen, ebenso auf die Daten deutscher Autobauer.

Darüber zu reden wäre höchst an der Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Austria