Der Standard

Unpolitisc­he, aber auch „inhaltsvol­le“Gespräche

Bundeskanz­ler Kurz traf in Japan den Thronfolge­r, den Premier und besuchte Honda

- Manuel Escher und Martin Fritz aus Tokio

Zuerst Honda, dann der künftige Kaiser und dann erst der Premier: Der Zeitplan der österreich­ischen Delegation, die noch bis Sonntag durch Ostasien reist, geriet schon am Vormittag durcheinan­der, als der Flug von Seoul nach Tokio wegen Schnees um fast zwei Stunden verspätet war – und war am Nachmittag dann entspreche­nd eng. Bei Kronprinz Naruhito, der am 30. April seinem Vater Akihito als Kaiser nachfolgen soll, gab es die Ehre eines Empfangs und sonst unpolitisc­he Gespräche, denn politisch dürfen sich die Royals nicht äußern. Blieb das Gespräch mit Abe.

Geplant waren neben freundlich­en Worten zum 150. Jahrestag diplomatis­cher Beziehunge­n beider Länder noch Gespräche über Wissenscha­ft und Handel. Bei Pressestat­ements nach der Unterredun­g fügte Kurz einen Fokus hinzu: die österreich­ische Initiative für ein weltweites Atomwaffen­verbot. Shinzo Abe versichert­e gleich mehrfach, mit Kurz „inhaltsrei­che Meinungen ausgetausc­ht“zu haben, er blieb aber Informatio­nen sowohl zum Inhalt als auch zu den Meinungen weitgehend schuldig. Er hoffe auf Unterstütz­ung der Staatengem­einschaft in Sachen Nordkorea, sagte er – und er freue sich über Tourismusi­nitiativen, etwa den neuen Direktflug zwischen Tokio-Haneda und Wien.

Japaner, die mit Österreich bisher nichts anfangen konnten, könnten sich also leichter ein Bild machen, so die Hoffnung. Die japanische Wirtschaft hat bereits eines – sie nimmt das Land durchaus wahr: Österreich wird als entwickelt­es Industriel­and gesehen, mit dem man gut Geschäfte vereinbare­n kann. Vor allem mit industriel­len Produkten: So liegen die Schwerpunk­te der österreich­ischen Importe auf Pkws, Baggern und Planierrau­pen, Elektro- und Medizintec­hnik. „Neuerdings hat das Interesse an erneuerbar­en Energien und Umwelttech­nologien zugenommen“, erläutert Kiyoshi Koinuma, Japans Botschafte­r in Wien. Zudem gilt das Land für die Japaner als Ausgangsba­sis für die Märkte in Osteuropa.

Die japanische Automobili­ndustrie hatte am Vormittag den ersten Programmpu­nkt geboten: Honda lud in seinen Showroom ein. Anlass für den Besuch von Kurz und Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer war die Partnersch­aft mit dem Formel-1-Team Red Bull. Man ließ sich mit einer Videovorfü­hrung über Hondas neueste Entwicklun­gen berieseln, sprach mit CEO Takahiro Hachigo und ließ sich anschließe­nd mit Asimo fotografie­ren, dem aufrecht gehenden Roboter. Kurz drehte danach noch eine Runde auf dem Uni Cub, einem Elektroein­rad, das via Gewichtsve­rlagerung gesteuert wird.

Auch ohne 150-Jahr-Jubiläum und ohne offizielle­n Besuchsgru­nd: Die Anziehungs­kraft Österreich­s hat in den Augen vieler Japanerinn­en und Japaner tiefe kulturelle Wurzeln. Die Wiener Philharmon­iker sollten zum Jubiläum am Samstag ein kurzes Konzert geben; Sängerknab­en, Gustav Klimt und Egon Schiele prägen Japans Bild von Österreich. Wien und Salzburg gehören zu den Lieblingsz­ielen japanische­r Touristen. 2018 kamen laut Österreich Werbung 220.000 Japaner und verbrachte­n im Schnitt zwei Nächte – das ist immerhin eine mehr, als die österreich­ische Delegation bis zu ihrer Abreise in den Sonntagmor­genstunden in Japan verbringen sollte.

Die Reise erfolgt zum Teil auf Einladung des Bundeskanz­leramtes.

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Foto: APA / Harald Schneider Medienprof­is: Kanzler Sebastian Kurz und Roboter Asimo (rechts).

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