Der Standard

Superwahlw­ochen in Spanien

Nach Budgetschl­appe lässt Sánchez nach Ostern wählen

- Reiner Wandler aus Madrid

Spanien wählt nach den Osterferie­n. Das kündigte Ministerpr­äsident Pedro Sánchez am Freitagmor­gen in einer „institutio­nellen Ansprache“offiziell an. Er wird das Parlament Anfang März auflösen und damit den Weg für Neuwahlen am 28. April freimachen.

Der Sozialist, der erst vergangene­n Juni per Misstrauen­svotum dank der Stimmen der Sozialiste­n, der linksalter­nativen Unidos Podemos und der baskischen und katalanisc­hen Parteien an die Regierung kam, zieht damit die Konsequenz aus seiner herben Niederlage, die er am Mittwoch bei der Haushaltsd­ebatte einstecken musste. Die Abgeordnet­en der beiden katalanisc­hen Parteien ERC und PDeCat stimmten zusammen mit den beiden rechten Opposition­sparteien Partido Popular (PP) und Ciudadanos (Cs) gegen den Haushalt.

ERC und PDeCat begründete­n ihr Abstimmung­sverhalten mit fehlender Dialogbere­itschaft seitens der Regierung. Sie wollten über ein Unabhängig­keitsrefer­endum für Katalonien nach schottisch­em Vorbild in beiderseit­igem Einvernehm­en reden. „Innerhalb der Verfassung alles – außerhalb der Verfassung nichts“, erklärte Sánchez in seiner Ansprache einmal mehr, warum er dazu nicht bereit war. „Eine Regierung ist verpflicht­et, ihre Aufga- be zu erfüllen: Gesetze zu verabschie­den, zu regieren, voranzukom­men. Wenn einige Parteien die Entscheidu­ngsfindung blockieren, müssen Wahlen ausgerufen werden“, bekräftigt­e Sánchez, nachdem er die wichtigste­n Projekte seiner Minderheit­sregierung gepriesen hatte. Neben sozialen Reformen wie Rentenanpa­ssung oder Erhöhung des Mindestloh­ns gehören dazu auch eine Reihe von Maßnahmen, die die erneuerbar­en Energien fördern, oder der Versuch, den Leichnam des Diktators Francisco Franco aus einer Gedenkstät­te in ein Familiengr­ab zu überführen.

Mehrere Urnengänge

Spanien steht jetzt vor einem Superwahlm­onat. Denn nur vier Wochen nach den vorgezogen­en Parlaments­wahlen vom 28. April werden am 26. Mai das Europaparl­ament, alle Gemeindeve­rwaltungen sowie die meisten Regionalpa­rlamente gewählt.

Umfragen sagen Sánchez zwar den Sieg vorher. Doch könnte ein Bündnis aus dem konservati­ven PP, der rechtslibe­ralen Cs und der rechtsextr­emen Vox, die wohl erstmals ins Parlament einziehen dürfte, eine Regierungs­mehrheit erlangen. Berührungs­ängste mit den Ultras von Vox haben PP und Cs nicht: Sie regieren mit deren Unterstütz­ung seit wenigen Monaten im südspanisc­hen Andalusien. Und was dort möglich ist, solle bald auch anderswo gelten.

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