Prozess um Vergewaltigung im Dominastudio
37-Jähriger soll Zufallsbekanntschaft festgehalten, misshandelt und vergewaltigt haben
Wien – „Die Bilder der Verletzungen sind sehr ...“, beginnt der medizinische Sachverständige Christian Reiter den Satz und stockt kurz, um die passende Formulierung zu finden. „... beeindruckend. So was sieht man nicht alle Tage“, erklärt der erfahrene Gerichtsmediziner dem Schöffensenat unter Vorsitz von Andrea Wolfrum. Die angesprochenen Fotos zeigen Frau K., die vom Angeklagten Sorin D. vom 24. auf den 25. April schwerst verprügelt, getreten, ausgepeitscht und gedrosselt worden sein soll, ehe er sie mehrmals vergewaltigte.
Der schweren Körperverletzung bekennt sich der 37-jährige Rumäne für schuldig, die Vergewaltigungsvorwürfe streitet er aber entschieden ab. „Sämtliche sexuellen Handlungen waren freiwillig“, sagt auch sein Verteidiger. „Aber sie biss ihm beim Oralsex in den Penis, darauf verlor er die Contenance und schlug zu.“
„Wenn sie mich nicht gebissen hätte, wäre das nicht passiert“, beteuert der Angeklagte. „Ich saß nach der Arbeit auf einer Bank und habe ein Bier getrunken“, beginnt er seine Version der Ereig- nisse zu schildern. „Die Frau kam zu mir und wollte Bier und Zigaretten. Sie war sehr betrunken.“Er teilte, schließlich schlug er der Zufallsbekanntschaft vor, noch auf eine Flasche Sekt zu fahren – in das unbenutzte Dominastudio seiner Schwester in Wien-Liesing.
Seiner Darstellung nach war zunächst alles eitel Wonne. Man trank, hatte einvernehmlichen Geschlechtsverkehr. Einzig zwei Stürze der Frau aus der Dusche seien ungewöhnlich gewesen. Später praktizierte Frau K. Oral- sex bei ihm, dabei soll sie zugebissen haben. „Ich habe die Kontrolle verloren“, gibt D. zu. „Ich habe ihr fünf, sechs Watschen gegeben.“– „Haben Sie eine Peitsche verwendet?“– „Die Peitsche war dort, aber ich habe sie nicht verwendet.“– „Man hat aber die DNA der Frau darauf gefunden.“– „Wahrscheinlich habe ich sie verwendet“, konzediert der Angeklagte. „Haben Sie sie auch gebissen?“, will Wolfrum wissen. „Ja. Sie hat mich auch gebissen. Ich habe die Kontrolle verloren“, wiederholt der Unbescholtene.
Glaubt man D., sei eine Stunde später wieder alles gut gewesen. „Nachdem ich sie geschlagen habe, habe ich schön mit ihr gesprochen und das als Freundschaft empfunden.“Er habe die Obdachlose sogar in dem Studio schlafen lassen, am Morgen habe es nochmals einvernehmlichen Sex gegeben, schließlich habe er sie am nächsten Tag zu Mittag zur U-Bahn begleitet.
Wolfrum und Beisitzer Wolfgang Etl wollen das angesichts der Bilder nicht recht glauben. „Sie wollen mir ernsthaft erklären, jemand hat mit solchen Gesichtsverletzungen freiwillig Sex mit dem, der einen so zugerichtet hat? Schauen Sie, Geständnis ist das keines“, sagt Wolfrum. Etl will wissen, warum die Frau ihn beißen sollte, wenn doch alles freiwillig gewesen sei. „Ich weiß nicht. Sie war betrunken“, hört er.
Die Verletzte schildert die Vorfälle so, dass sie mit den Befunden des Sachverständigen Reiter im Einklang stehen. Der ist überzeugt, dass sich die massiven Verletzungen im Gesicht der Frau nicht „mit fünf, sechs Watschen“erklären lassen.
Wolfrum vertagt schließlich für weitere Erhebungen.