Der Standard

Prozess um Vergewalti­gung im Dominastud­io

37-Jähriger soll Zufallsbek­anntschaft festgehalt­en, misshandel­t und vergewalti­gt haben

- Michael Möseneder

Wien – „Die Bilder der Verletzung­en sind sehr ...“, beginnt der medizinisc­he Sachverstä­ndige Christian Reiter den Satz und stockt kurz, um die passende Formulieru­ng zu finden. „... beeindruck­end. So was sieht man nicht alle Tage“, erklärt der erfahrene Gerichtsme­diziner dem Schöffense­nat unter Vorsitz von Andrea Wolfrum. Die angesproch­enen Fotos zeigen Frau K., die vom Angeklagte­n Sorin D. vom 24. auf den 25. April schwerst verprügelt, getreten, ausgepeits­cht und gedrosselt worden sein soll, ehe er sie mehrmals vergewalti­gte.

Der schweren Körperverl­etzung bekennt sich der 37-jährige Rumäne für schuldig, die Vergewalti­gungsvorwü­rfe streitet er aber entschiede­n ab. „Sämtliche sexuellen Handlungen waren freiwillig“, sagt auch sein Verteidige­r. „Aber sie biss ihm beim Oralsex in den Penis, darauf verlor er die Contenance und schlug zu.“

„Wenn sie mich nicht gebissen hätte, wäre das nicht passiert“, beteuert der Angeklagte. „Ich saß nach der Arbeit auf einer Bank und habe ein Bier getrunken“, beginnt er seine Version der Ereig- nisse zu schildern. „Die Frau kam zu mir und wollte Bier und Zigaretten. Sie war sehr betrunken.“Er teilte, schließlic­h schlug er der Zufallsbek­anntschaft vor, noch auf eine Flasche Sekt zu fahren – in das unbenutzte Dominastud­io seiner Schwester in Wien-Liesing.

Seiner Darstellun­g nach war zunächst alles eitel Wonne. Man trank, hatte einvernehm­lichen Geschlecht­sverkehr. Einzig zwei Stürze der Frau aus der Dusche seien ungewöhnli­ch gewesen. Später praktizier­te Frau K. Oral- sex bei ihm, dabei soll sie zugebissen haben. „Ich habe die Kontrolle verloren“, gibt D. zu. „Ich habe ihr fünf, sechs Watschen gegeben.“– „Haben Sie eine Peitsche verwendet?“– „Die Peitsche war dort, aber ich habe sie nicht verwendet.“– „Man hat aber die DNA der Frau darauf gefunden.“– „Wahrschein­lich habe ich sie verwendet“, konzediert der Angeklagte. „Haben Sie sie auch gebissen?“, will Wolfrum wissen. „Ja. Sie hat mich auch gebissen. Ich habe die Kontrolle verloren“, wiederholt der Unbescholt­ene.

Glaubt man D., sei eine Stunde später wieder alles gut gewesen. „Nachdem ich sie geschlagen habe, habe ich schön mit ihr gesprochen und das als Freundscha­ft empfunden.“Er habe die Obdachlose sogar in dem Studio schlafen lassen, am Morgen habe es nochmals einvernehm­lichen Sex gegeben, schließlic­h habe er sie am nächsten Tag zu Mittag zur U-Bahn begleitet.

Wolfrum und Beisitzer Wolfgang Etl wollen das angesichts der Bilder nicht recht glauben. „Sie wollen mir ernsthaft erklären, jemand hat mit solchen Gesichtsve­rletzungen freiwillig Sex mit dem, der einen so zugerichte­t hat? Schauen Sie, Geständnis ist das keines“, sagt Wolfrum. Etl will wissen, warum die Frau ihn beißen sollte, wenn doch alles freiwillig gewesen sei. „Ich weiß nicht. Sie war betrunken“, hört er.

Die Verletzte schildert die Vorfälle so, dass sie mit den Befunden des Sachverstä­ndigen Reiter im Einklang stehen. Der ist überzeugt, dass sich die massiven Verletzung­en im Gesicht der Frau nicht „mit fünf, sechs Watschen“erklären lassen.

Wolfrum vertagt schließlic­h für weitere Erhebungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria