Ziele braucht der Mensch
Scala und Kamiq heuer, vollelektrisch nächstes Jahr: hat einen atemberaubenden Imagewandel hinter und eine Modell- und Technikoffensive vor sich. Wie, erläutert Österreich-Chef Max Egger.
Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswirft und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!“So lässt Nietzsche seinen Zarathustra eingangs den „letzten Menschen“skizzieren. Wenn es erlaubt ist, im Gehege des großen Philosophen zu wildern, lässt sich das für Škoda insofern adaptieren, als die Marke den grünen Pfeil (mit Indianerhäuptlingsfederschmuck) im Emblem führt und diesen in der Sehnsucht nach noch mehr (Erfolg) über sich hinauswirft.
Nicht von irgendwo nach nirgendwo ist dieser Pfeil unterwegs. Denn da ist einerseits dieser Absatzrekord – 2018 verkaufte Škoda weltweit 1.253.700 Fahrzeuge, 4,4 Prozent mehr als 2017 –, andererseits diese Modelloffensive. Ziele braucht der Mensch. Etliche neue Škodas stehen knapp vorm Start, die nächsten Schritte werden am Genfer Salon konkret greifbar.
Wie die aussehen, umreißt Škoda-Österreich-Chef Max Egger bei einem Treffen am Wiener Kahlenberg – inklusive Leistungsschau der vorhandenen Palette: „In Genf hat der Scala sein Publikums-Debüt, der Kamiq Weltpremiere. Das Auto steht auf dem MQB A0 (Modularer Querbaukasten, Version für kleinere Formate; Anm.). Und es wird einen Blick in die Elektrozukunft von Škoda geben.“
Über den Scala haben wir bereits berichtet, sehen wir uns also den Kamiq an, soweit das die ersten Skizzen zulassen und das, was wir von der 2018 in Genf gezeigten Studie Vision X abgespeichert haben. Mit 4,24 Metern Länge wird das der legitime Nachfolger des Yeti (4,22 m). Zu erwarten sind eine kristallklare Formensprache, angelehnt an den Vision X (Egger: „Es ist bei uns üblich, dass die Studien nahe am Seriendesign sind“), und ein großzügiger Innenraum nach Art des Scala, dessen SUVVersion er gewissermaßen ist.
Škoda wählt eine andere Philosophie als bei Karoq und Seat Ateca, die beim Radstand gleich sind: Der Kamiq ist mit den beiden anderen Klein-SUVs im VW-Konzern, VW T-Cross und Seat Arona, nur bedingt vergleichbar, weil eben: größer, vor allem mehr Radstand. „Wir haben aus der Architektur MQB A0 den größtmöglichen Radstand herausgeholt“, erläutert Pressesprecher Gregor Waidacher, und Egger ergänzt: „Es gibt kein Konzernprodukt, das dem Kamiq gleichen würde.“
Motorisiert ist er konventionell (Benzin, Diesel, eventuell Erdgas), und er kommt nur mit Frontantrieb, Allrad ist nicht vorgesehen. Plug-in-Hybrid? Schon kostenseitig kein Kamiq-Thema, kommt aber bald, zum Facelift des Superb – mit 70 km WLTP-Reichweite.
Countdown läuft
Bei der avisierten E-Auto-Studie handle es sich um eine Weiterentwicklung des Vision E, die letzte Stufe vor dem 2020 startenden Serienfahrzeug, erläutert Egger den bevorstehenden Einstieg in die Elektromobilitätsära. Weltpremiere feiert das Serienmodell höchstwahrscheinlich 2020 in Genf, nach Österreich kommt es wohl gegen Jahresende 2020.
Das elektrische SUV-Coupé basiert auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB), liegt größenmäßig zwischen Karoq und Kodiaq und soll 500 km WLTPReichweite ermöglichen.
Schön und gut, aber wird das Auto auch leistbar?, fragen wir Egger. „Gerade bei Škoda muss man drauf achten, dass das Preis-WertVerhältnis nicht aus den Fugen gerät. Aber wir kriegen das hin.“
Das Jahr läuft in Österreich übrigens gut an für Škoda. Bei insgesamt 25.335 neu zugelassenen Pkw im Januar (2018: 28.568) hält man mit 2383 Autos (9,4 Prozent Marktanteil) problemlos Rang zwei (2018: 2175, 7,6 Prozent).
Interessante Beobachtung generell: Der Dieselabsatz zieht wieder an, die Kluft zwischen öffentlichem Disput und Kaufentscheid klafft wieder weiter auf. Das gilt nicht nur für Österreich, sondern beispielsweise für den Jänner auch in Deutschland.